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Manderlay

| Christof Huemer |

Zweiter Teil von Lars von Triers theatraler Amerika-Trilogie: Aus Dogville kommend, bringt Grace den auf der Plantage Manderlay als Sklaven gehaltenen Schwarzen ein Angebot – die Freiheit.

Der phobische Frauenverdreher, der noch nie in den USA war, murmelt etwas, und die weißen US-Mimen japsen nach Dänemark und sterben (Lauren Bacall). Oder spielen in Ermangelung der Kulisse selbst Kulisse (Chloë Sevigny). Oder sind zwei Stunden im falschen Film, das aber mit vollem Einsatz. Tun wir ihr also den Gefallen: „Bryce D. Howard ist die neue Kidman.“

Dieses Satzes und des gut gedüngten Mythos vom Erneuerer von Trier wegen gibt die hübsche Blinde aus The Village hier also eine inkompetente Mary Poppins vulgo Grace. Alles an ihrem unprätentiösen Spiel schreit nach der Sympathie des Auteurs und adäquatem In-Szene-Setzen. Aber die fahrige Handkamera erhebt nicht, seziert nicht – sie filmt ab. Und zwar von Triers Ideen zur Frage nach der Bedeutung von Freiheit. Eine Frage, deren filmische Beantwortung man dem Dänen mal pauschal zutraut, die bei ihm diesmal aber allergieartig auftretende Hermetik auslöst. Und so siedelt er sein Planspiel in einem Terrarium an, das zwar Manderlay in Amerika heißt, aber damit alles quasi alles irgendwie meint: Irak, USA, Imperialismus, Globalisierung. Da legt man sich nicht fest, und selbst folgte man wohl auch nicht diesem parabelsatten Spiel, wenn von Trier aus seinen perfid konstruierten Uhrwerk – das ansonsten ja ungerührt abläuft – nicht einen diskret funktionierenden Teufelskreis baute, als dessen Drehmoment das glatte Script dann „Unverständnis dem Fremden gegenüber“ ausmacht. Unverständnis, ausgelebt in Eitelkeit und Schuldbewusstsein der naiven Grace, nämlich. Und so sammelt von Trier Analogien und Ambivalenzen, (um die Gangster des Vaters wird wie am Sklavenmarkt geschachert; die junge Demokratie fällt schon bald ein Todesurteil, etc.), bettet all das ein in gefällige Spitzfindigkeiten, entkernt es jedoch auch gleich durch all die vieldeutige Unangreifbarkeit. Manderlay läuft daher weniger auf Moral hinaus, denn auf den Kampf Form vs. Inhalt.

Und da man ja bei jedem Disput Stellung beziehen sollte: Form, unsere Sympathien liegen klar bei Dir. Du nimmst Dich zu wichtig, bist aufgesetzt und fütterst die Hirne von Filmstudenten mit schlechten Ideen. Wohingegen der elegant konstruierte Plot brisant wirkt, effizient funktioniert und Lorbeer verdient, von dem Du, Form, nur träumen darfst. Lieber aber bist Du uns, denn Du gibst von Triers zur Penetranz neigender Darwin-Pose etwas Erträgliches. Danke.