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Buchbesprechung

McQueen, Machos und Motoren

| Heinz Kampel |
In seinem neuen Buch lässt der steirische Journalist und Stuntfahrer Erich Glavitza seine „wilden sechziger Jahre“ im Filmgeschäft Revue passieren.

Eigentlich kurios, dass ein kleines Land wie Österreich immer schon eifrig an der internationalen Filmgeschichte mitschrieb. Wenn man so will, stand die Wiege des klassischen Hollywood in Wien, wenn man Namen wie Erich von Stroheim, Fritz Lang, Billy Wilder, Otto Preminger oder Fred Zinnemann betrachtet. Vor dem späteren Oscar-Reigen von Haneke, Ruzowitzky und Markovics wirkte unbemerkt auch ein schneller Steirer an mehreren Großproduktionen mit und gibt in seinem neuen Buch „Vollgas oder nix!“ Einblick in die Welt der Stars und Sternchen von Seinerzeit. Dr. Erich Glavitza, geboren 1942 in Kapfenberg, ist promovierter Philosoph und war als professioneller Motorsportler ein gefragter Stunt-Fahrer in Filmen wie On Her Majesty’s Secret Service (1969) und Le Mans (1971). In seiner Funktion als Koordinator der Rennszenen des einzigen Bond-Films mit George Lazenby und als Pilot an der Seite des früh verstorbenen Frauenschwarms Steve McQueen konnte er das Filmgeschäft aus nächster Nähe beobachten.

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So erfahren wir, dass der legendäre Rennfahrer-Film, der von McQueen akribisch geplant worden war und ohne Rücksicht auf Verluste (gefahren wurde in High-Speed-Echtzeit mit bis zu 30 kg schweren montierten Kameras, die gelegentlich ein Eigenleben entwickelten) vorangetrieben wurde, fast sein letzter geworden wäre. Am Ende war er pleite und musste sogar seine Gage verpfänden, um eine feindliche Übernahme seines „Babys“ durch Regisseur John Sturges (The Magnificent Seven) zu verhindern. Der hatte nämlich dem produzierenden Filmstudio sein Leid über die chaotischen Zustände während des Drehs geklagt und wollte den Film mit Robert Redford zu Ende drehen. In diese turbulenten Zeiten zerbrach auch die Ehe McQueens mit der Broadway- Sängerin Neile Adams, die seine Karriere anfangs finanziert und später seinen ausschweifenden Lebensstil geduldet hatte. Als sie selbst jedoch einen außerehelichen Boxenstopp bei Maximilian Schell (er hatte gerade den Academy Award für Judgment at Nuremberg erhalten) einlegte, ließen Krach und Crash nicht lange auf sich warten.

Gänsehaut kommt bei der Anekdote auf, dass Motor-Macho McQueen am Abend der Manson-Morde zur Party bei Sharon Tate eingeladen gewesen wäre (ebenso wie der Drehbuchautor Peter Viertel, Sohn der Burgtheater-Größe, der dem Tod ebenfalls von der Klinge sprang). Hätte Sunnyboy Steve auf dem Weg dorthin an einer Tankstelle nicht ein schönes Mädchen kennengelernt und wäre er mit ihr nicht auf seiner Maschine in den Sonnenuntergang geritten, wäre die Gruselgeschichte möglicherweise anders verlaufen, zumal McQueen, wie es heißt, stets eine Schusswaffe bei sich trug. Die Geschichte der Manson-Morde wird bekanntlich demnächst im neuen Tarantino Film Once Upon a Time in Hollywood thematisiert.