Boulevardstück mit Frauenpower
Männer sind widerliche Schweine“, wirft die junge Madeleine (Nadia Tereszkiewicz) ihrem Geld einfordernden Vermieter an den Kopf und setzt damit gleich zu Beginn den Ton für das, was folgt: ein schlitzohriges Boulevardstück im Kinoformat, offiziell als Kriminalkomödie annonciert, in der die zwei Schauspielerinnen im Paris der 1930er-Jahre mit dem Tod eines Theaterproduzenten ihre Karriere zu beflügeln versuchen. Mon crime ist ein Stoff wie gemacht für François Ozon: Schnittige Dialoge, clevere Frauenfiguren und ein historisches Setting, das nach einer aufwendigen Ausstattung verlangt, all das bietet die Bühnenvorlage von Georges Berr und Louis Verneuil, auf der das Drehbuch basiert. So hat der Regisseur wieder einmal Gelegenheit, ein hervorragendes weibliches Ensemble zusammenzustellen, das sich schlagfertig, klug und kämpferisch zeigt.
Vor etwas mehr als zwanzig Jahren drehte Ozon mit 8 femmes (2002) schon einmal eine Komödie im Stil von Agatha Christie, komplett mit Fünfziger-Jahre-Retro-Look und Musical-Einlagen; 2010 legte er mit Potiche (Das Schmuckstück) eine unterhaltsame Emanzipationsgeschichte aus den Siebzigern nach, in der Catherine Deneuve eine in die Jahre gekommene Industriellengattin mit Ambitionen spielt.
Die drei Frauen, um die sich der Plot diesmal dreht, haben es im Vorkriegs-Frankreich noch ungleich schwerer, sich gegenüber dem Patriarchat zu behaupten. Madeleine ist keineswegs die Einzige, die ihre Probleme mit Männern hat. Auch ihre Freundin Pauline (Rebecca Marder), mit der sie sich eine Wohnung teilt, steckt als angehende Anwältin ohne Klienten fest in einer Welt, in der weibliche Unabhängigkeit, wenn überhaupt, nur begrenzt möglich ist. Im Moment sind die beiden fünf Monate mit der Miete im Rückstand und schließen Selbstmord als Lösung für ihre finanzielle und gesellschaftliche Notlage nicht aus.
Aber dazu kommt es nicht, denn Madeleine wird alsbald des Mordes an Monsieur Montferrand verdächtigt, dem Produzenten, der sich kurz zuvor noch an ihr vergriffen hat. Sie ist unschuldig, doch Rebecca hält zu ihrer Verteidigung ein flammendes Plädoyer auf Notwehr, das die junge Schauspielerin über Nacht zu einer Berühmtheit macht. Für einen Augenblick scheint das Glück perfekt, bis plötzlich die ausrangierte Stummfilmdiva Odette Chaumette (Isabelle Huppert) die wahre Mörderin gewesen sein will.
Für Ozon ist der Fall von vornherein klar: Er hält zu den Frauen, die hier mit viel Charme und Witz alle Register ziehen. Zur Unterstützung schenkt er ihnen erneut einen äußerst amüsanten Film, in dem die Männer nichts zu lachen haben.