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Menschen und andere fremde Wesen

| Andreas Ungerböck :: Jörg Schiffauer |
Ein Wegweiser durch den Streaming-Dschungel im April.

Eine seit 2014 laufende Serie, die es nie ins deutschsprachige Free TV geschafft hat, ist Black-ish (Amazon Prime, ab 5. April). Wie der Titel schon nahelegt, geht es um eine schwarze Familie. Die Johnsons sind gut situiert (Vater: Werbefachmann, Mutter: Anästhesistin) und leben in einer eben so gut situierten, allerdings vorwiegend „weißen“ Nachbarschaft, woraus sich auch die meisten, eher milden Konflikte ergeben – und natürlich aus der Auseinandersetzung der Eltern mit ihren vier, später fünf Kindern, allen voran die Teenagerin Zoey (Yara Shahidi). Die Serie hat mehrere Ableger (etwa Grown-ish und Mixed-ish) und Specials gezeitigt – ein deutlicher Hinweis auf ihre ungebrochene Popularität.

Brandneu hingegen ist Shadow and Bone – Legenden der Grisha, eine Netflix-Original-Fantasy-Serie (ab 23. April), die zunächst einmal auf acht Episoden angelegt ist. Wer sich im „Grishaverse“ der US-Autorin Leigh Bardugo nicht so auskennt, dem/der wird hier geholfen. Die enorm erfolgreiche Jugendroman-Reihe (mehr als drei Millionen verkaufte Exemplare in rund 40 Sprachen) schrie geradezu nach einer Verfilmung. Grisha sind, sehr vereinfacht gesagt, Menschen mit besonderen Fähigkeiten, seien es gute oder böse. Die Heldin ist Alina Starkov, eine Waise, die Macht über die Sonne und das Licht hat. Gespielt wird sie von der 15-jährigen Eurasierin Jessie Mei Li, die dieses Jahr auch in Edgar Wrights starbesetztem Horror-Thriller Last Night in Soho zu sehen sein wird.

Wie aus einem anderen Universum mutet da French Connection II (Disney+ Star, 30. April) an. Nach dem großen Knüller aus dem Jahr 1971 von William Friedkin (fünf Oscars, darunter Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller) musste 1975 unbedingt eine „Fortsetzung“ her. Diese weist zwar nur zwei der Hauptfiguren aus dem ersten Film auf (immerhin die wichtigsten) und spielt ganz woanders, nämlich in Marseille und nicht in Brooklyn, aber mit John Frankenheimer stand ein nicht minder kompetenter Regisseur hinter der Kamera, und Gene Hackman als „Popeye“ Doyle lässt es so richtig krachen: Mit dem Charme eines Bulldozers und der Unverfrorenheit des „kulturlosen“ Amerikaners pflügt der New Yorker Cop durch die Unterwelt von Marseille, immer auf der Suche nach Alain Charnier (Fernando Rey), der ihm in New York entwischt ist.

Der Tänzer, Choreograph, Theater- und Filmregisseur Bob Fosse war schlichtweg ein genialer Künstler. Er feierte mit seinen Inszenierungen zahlreiche Erfolge am Broadway, filmische Regiearbeiten wie Cabaret und Lenny sind längst zu Klassikern avanciert. Fosse war aber auch ein von seiner Arbeit Besessener, der als Prototyp des Workaholic galt. Der von Fosse selbst inszenierte All That Jazz – Roy Scheider spielt darin einen Regisseur, der gleichsam das Alter Ego Bob Fosses ist – vermittelt einen guten Eindruck von dessen Arbeitswut. Die achtteilige Serie Fosse/Verdon Disney+ Star, ab 2. April) rückt die jahrzehntelange private und kreative Partnerschaft des Regisseurs mit der Tänzerin und Schauspielerin Gwen Verdon in den Mittelpunkt, das Künstlerpaar wird von Sam Rockwell und Michelle Williams verkörpert.

Ein großer Wurf gelang Ridley Scott 1979 mit Alien, die kongeniale Fusion von Sci-Fi und Horror um das titelgebende fremde Wesen, das die Besatzung eines heruntergekommenen Raumfrachters terrorisiert, setzte in Sachen Spannung hohe Maßstäb. Die nächsten Fortschreibungen verfügten jeweils über ihre ganz eigene Dynamik, denn die Regisseure James Cameron (Aliens) und David Fincher (Alien 3) – wie Scott Filmemacher mit einer ausgewiesenen Handschrift – verstanden es, ihre ganz persönlichen dramaturgischen und stilistischen Schwerpunkte höchst effektiv einzubringen. Ab 2. April bietet Disney+ Star die Gelegenheit, die ersten drei Filme der Saga wieder zu begutachten.

Was Erfolg angeht, ist die „Fast-and-Furious“-Reihe zweifellos ein Phänomen. Daran anknüpfen konnte auch das Spin-Off Fast & Furious: Hobbs & Shaw (Amazon Prime, ab 12. April). Die titelgebenden Protagonisten, die sich zunächst nicht riechen können, müssen sich zusammenraufen, um den üblen Machenschaften eines Technologiekonzerns, der Teile der Weltbevölkerung durch ein Virus auszulöschen gedenkt, entgegentreten zu können. Dwayne Johnson und Jason Statham in den Hauptrollen verkörpern ihre Figuren mit dem richtigen Maß aus handfester Action und ironischem Augenzwinkern.

Franklin J. Schaffners großartige Dystopie Planet of the Apes (1968), die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Pierre Boulle, ist längst ein Fixstern im populärkulturellen Universum, bis 1973 wurde die Geschichte mit gleich vier weiteren Filmen fortgesetzt. Zwei dieser Sequels, Rückkehr zum Planet der Affen (Beneath the Planet of the Apes) und Eroberung vom Planet der Affen (Conquest of the Planet of the Apes) sind ab 23. April auf Disney+ Star zu sehen.