ray Filmmagazin » Filmkritiken » Monsieur Aznavour
Monsieur Aznavour Film

Filmstart

Monsieur Aznavour

| Marc Hairapetian |
Viel Musik, wenig Film: Das aufwändige Biopic setzt dem großen Chansonnier und Schauspieler dennoch ein würdiges Denkmal.

Anfangs wurde er von Musikkritikern in Frankreich als „Zwerg mit der Krächzstimme“ verunglimpft und aufgrund seiner armenischen Abstammung auch rassistisch beleidigt. 1998, ein halbes Jahrhundert später, wählten CNN und das „Time Magazine“ den Sänger, Schauspieler, Liedtexter und Komponisten Charles Aznavour, geboren als Shahnourh Vaghinag Aznavourian am 22. Mai 1924 in Paris, zum Entertainer des Jahrhundert – vor Frank Sinatra und Elvis Presley.

An den Vorbereitungen zu diesem französisch-belgischen Biopic war der 2018 verstorbene große Künstler, der 1200 Chansons in acht verschiedenen Sprachen aufnahm und 200 Millionen Platten verkaufte, noch beteiligt. Posthum vollendete das Regie- und Autorengespann Mehdi Idir und Grand Corps Malade in Kooperation mit Produzent Jean-Rachid Kallouche, dem Gatten von Aznavours Tochter Katia, den ehrgeizigen Œuvre-Überblick.

Tahar Rahim verkörpert bereits zum zweiten Mal einen Charakter mit armenischen Wurzeln. Zehn Jahre zuvor hatte er die Hauptrolle in Fatih Akins Historien-Epos The Cut, das den Völkermord an den Armeniern durch das Osmanische Reich thematisiert, übernommen. In der Titelrolle in Monsieur Aznavour wirkt er im ersten Teil, indem er von Édith Piaf (Marie-Julie Baup) unter die Fittiche genommen wird, unbedarft, kommt aber mit zunehmender Spieldauer des 133 Minuten langen, aber niemals langweiligen Films dem wahren Charles Aznavour deutlich näher.

Allerdings sind alle Songs von „Les comédiens“ über „She“ und „Les plaisirs démodés“ bis zu „Comme ils disent“, wo er sich Anfang der siebziger  Jahre äußerst gewagt als Nicht-Homosexueller in der Ich-Form mit Schwulen solidarisierte, Original-Aznavour. Rahim bewegt nur die Lippen dazu. Dass er dennoch ein Charakterdarsteller ist, zeigt er in der Trauer um seinen drogenabhängigen (Film-)Sohn Patrick, der mit 25 Jahren an einer Überdosis verstirbt.

Auch Camille Moutawakil überzeugt als Anzavours stets positive Schwester Aïda (die mittlerweile 102 Jahre alt ist). Verschwenderisch ausgestattete Details wie armenische Familienfeste fesseln das Auge. Zu kurz kommen hingegen die Schauspielerauftritte der Nouvelle-Vague-Ikone Charles Aznavour. Ledglich sein berühmtester Film, François Truffauts Schießen Sie auf den Pianisten, in dem er Pech in der Liebe und beim Spiel hat, wird in einer Szene angedeutet.