MOONFALL

Filmkritik

Moonfall

| Oliver Stangl |
Bad Moon Falling

Es kann nur einen geben: Vielleicht hat Roland Emmerich diesen Satz aus einer Fantasy-Franchise wörtlich genommen – man hat nämlich mitunter den Eindruck, dass er immer denselben Film dreht. Andererseits: „Self-plagiarism is style“, wie Hitchcock es formulierte. Ist Emmerich also so etwas wie ein moderner Auteur? Erzählt ein Martin Scorsese in seinen Filmen die Geschichte Amerikas aus der Sicht von Gangstern, so arbeitet sich Emmerich – in The Day After Tomorrow gar ökologisch-pädagogisch – an Weltuntergangsszenarien ab, die zur Wiedervereinigung dysfunktionaler Familien führen. Handschrift: einstürzende CGI-Bauten, aus denen die Protagonisten gerade noch fliehen können.

Der Vergleich war natürlich nicht ernst gemeint. Aber im pluralistischen Medium Film gibt es durchaus ein Recht auf Unterhaltung, bei der man auch mal das Hirn ausschalten darf. Unterhaltsam muss es aber schon sein – und das gelingt Roland Emmerich mit Moonfall nur zum Teil.

Zur Handlung: Der Mond gerät aus seiner Umlaufbahn, nähert sich der Erde an und droht, in Kleinteile zerrissen zu werden – was klarerweise für einen unangenehmen Meteoritenschauer sorgt. Ein Astronaut, der Jahre zuvor eine seltsame Kraft am Mond beobachtet hatte und deshalb – Top Secret! – von der NASA diskreditiert und gefeuert wurde, soll es nun mit seiner ehemaligen Kollegin richten. Zu Hilfe kommt ihnen ein Verschwörungstheoretiker, der die Katastrophe selbstredend schon vor allen anderen vorausgesehen hatte (ein weiteres Emmerich-Motiv). Gemeinsam mit China und Europa (Koproduzenten des Films) wird ein Raumschiff gelauncht; das Trio stößt auf ein lunares Innenleben, das auf einen interplanetaren Krieg verweist …

Über Logiklöcher oder Charaktermotivationen sollte man bei Emmerich zwar nie nachdenken, aber hier wird es ein bisschen extrem: Das Space Shuttle kann wegen eines Triebwerksschadens nicht starten, worauf Halle Berry das gesamte Personal evakuieren lässt – kann man halt nichts machen, ist ja nur der Weltuntergang. Fünf Minuten später: Ha, da fällt mir doch noch was ein. Jetzt sind halt leider schon alle weg und deshalb muss besagtes Trio fliegen … Dann gibt es natürlich noch dysfunktionale Familienteile, die sich auf der Erde durchschlagen müssen und prompt an eine dieser Plünder-Banden geraten. Auch ein militärischer Apokalypse-Bunker fehlt nicht. Ein bisschen viel „been there, done that“, garniert mit peinlichen Elon-Musk-Witzen und Product Placement. Die Erklärung der Geschehnisse erfolgt so spät, dass sie wie angepappt wirkt. Wird der Film Fans von Weltuntergangsfilmen trotzdem unterhalten? Möglich – aber das Hirn bitte diesmal gründlicher ausschalten als sonst.