Mit Stars gespickte, solide, aber uninspirierte Verfilmung eines Bestsellers
Das Filmplakat spricht Bände: oben die Namen von neun renommierten Schauspielern, im Zentrum der Titel und der Hinweis auf Pascal Merciers in 32 Sprachen übersetzten und allein im deutschsprachigen Raum über zwei Millionen Mal verkauften Roman, und unten ganz klein, fast verschämt: „Ein Film von Bille August“.
Solide, aber ohne jeden eigenen Ansatz verfilmte der Däne den Weltbestseller, beschränkte sich auf eine Bebilderung der Geschichte des Berner Lateinlehrers Raimund Gregorius (Jeremy Irons), der ein einsames und ödes Leben führt, bis er durch Zufall auf ein portugiesisches Buch stößt. Dieses fasziniert ihn so, dass er alles stehen und liegen lässt und den Nachtzug nach Lissabon nimmt. Dort spürt Gregorius der Lebensgeschichte des Autors Amadeu de Prado nach, sucht dessen Schwester, Lehrer und Freunde auf. Wie an der Perlenkette aufgereiht, folgt so ein Star dem nächsten, von Charlotte Rampling über Christopher Lee bis Bruno Ganz. Jeder gibt in einer kurzen Rückblende, in denen sich wiederum Stars ein Stelldichein geben, Einblick in ein Stück von De Prados Leben und enthüllt gleichzeitig die Grausamkeiten während der Herrschaft António
de Oliveira Salazars.
Viel von der möglichen Atmosphäre raubt dem Film allein schon der Umstand, dass in Bern wie in Lissabon alle gleichermaßen Englisch sprechen. Zugutehalten muss man Bille August, dass er die Erzählfäden sicher in der Hand hält, den Zuschauer nie den Überblick verlieren lässt. Geschickt greift eine Rückblende in die andere, werden teilweise auch gleiche Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, bis sich der Flickenteppich zu einem Gesamtbild fügt. Interessiert, aber nicht gebannt folgt man der Handlung. In der häppchenartigen Erzählweise wird nichts vertieft oder verdichtet. Gleichermaßen Erinnerung an die Diktatur in der jüngeren Vergangenheit Portugals, die in Mitteleuropa weitgehend in Vergessenheit geraten ist, wie ein Film über Freundschaft, Liebe und Eifersucht will diese internationale Großproduktion sein und auf der Gegenwartsebene mit Voice-over aus dem fiktiven Buch auch noch zum Reflektieren über die richtige Lebensführung anregen.
Verschenkt werden hier die Stars, denn viel zu wenig Raum und Zeit wird ihnen zugestanden, um komplexere Charaktere zu zeichnen. Weitgehend auf eine Trägerfigur für das Aufrollen der Vergangenheit reduziert, bleibt der von Jeremy Irons gespielte Gregorius. Kaum spürbar, sondern nur behauptet wird, dass er sich unter dem Einfluss seiner Recherche ändert und das Leben neu entdeckt.