Ninjababy

Filmstart

Ninjababy

| Ania Gleich |
Ein Comic-Fötus weist den Weg.

Wem Jason Reitmans Juno immer schon zu amerikanisch war und wer sich bei den sprechenden Embryos aus Amy Heckerlings Kuck mal, wer da spricht (Look Who’s Talking) zu sehr an seine VHS-Kassetten erinnert fühlt, der wird an Yngvild Sve Flikkes Ninjababy eine Freude haben. Die norwegische Regisseurin übertrumpft die amerikanischen Produktionen nämlich doppelt: Einerseits hat ihre Coming-of-Age-Komödie die notwendige skandinavische Direktheit. Andererseits fühlt man sich in keiner der knapp hundert Minuten in irgendeine moralische Ecke gedrängt. Zwar schafft es die Inszenierung nicht, jede dramaturgische Wendung nachvollziehbar zu machen, jedoch wirkt die Ironie gleichzeitig an kaum keiner Stelle zu aufgelegt.

Rakel (Kristine Kujath Thorp) ist im sechsten Monat schwanger und hat es nicht bemerkt. Soll vorkommen, sagt die Ärztin. Der angenommene Vater Mos atmet auf. Er kann es nicht gewesen sein. Doch viel schlimmer: Es war die noch viel unerfreulichere nächtliche Bekanntschaft zu Ostern! Als alle den ersten Schock heruntergeschluckt haben, muss es dann aber doch irgendwie weitergehen. In ihrer Verzweiflung zeichnet sich Rakel einen Comic-Fötus und tauft ihn Ninjababy, mit dem sie abseits der Rahmenstory ein intimes Streitgespräch über ihren inneren Konflikt abhält. Während Rakel eine Adoption zu organisieren versucht, der leibliche Vater plötzlich esoterische Erweckungserlebnisse hat und ihr Verehrer Mos sie eigentlich nur einmal auf einen Kaffee einladen will, passiert natürlich das Vorhersehbare: Das Kind kommt zu früh.

Irgendwo ist das Schöne an diesem Film, das er nicht an dieser Stelle aufhört und Rakel, ganz dem Klischee entsprechend, doch plötzlich einen „Mutter-Instinkt“ entwickelt. Es kommt zu keiner spontanen Sinnfindung, nur weil ein Kind da ist. Nein, es kann auch andersherum passieren. Schlussendlich wollte Rakel vieles, aber nie Mutter sein – und daran ändern gerade alle Torturen einer ungewollten Schwangerschaft nichts. Die Postpartum-Depression geht nicht einfach nach ein paar Wochen vorüber. Ganz im Gegenteil bleibt die kleine Nina am Ende doch bei ihrem Vater, während Rakel ihr Leben wieder aufnehmen und dort ihren Sinn finden kann. Auch das ist eine mögliche Wahrheit. Und wenn Regisseurin Yngvild Sve Flikke eines schafft, dann ist es, auch diese unverkitscht darzustellen.