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Nippon Connection 2022 – Vorschau

| Jakob Dibold |
Heuer wieder in Präsenz, wird das Japanische Filmfestival in Frankfurt am Main Ende Mai ein Fest japanischer Kinokultur.

Das 22. Nippon Connection Filmfestival präsentiert von 24. bis 29. Mai mit rund hundert Kurz- und Langfilmen einen spannenden Querschnitt durch das aktuelle japanische Filmschaffen. Das Rahmenprogramm gibt mit zahlreichen Workshops, Vorträgen und Konzerten einen vielfältigen Einblick in die japanische Kultur. Nachdem die vergangenen beiden Ausgaben bedingt durch die Pandemie ausschließlich online stattfanden, kehrt das Festival in die Spielstätten vor Ort zurück. Im Anschluss an das Festival wird ein Teil des Filmprogramms vom 30. Mai bis 6. Juni 2022 unter dem Titel Nippon Connection On Demand auf der festivaleigenen Streaming-Plattform Watch.NipponConnection.com gezeigt.

Der Preisträger des sechsten Nippon Honor Award ist der renommierte Schauspieler Nagase Masatoshi, der seit seiner ersten Rolle in P. P. Rider von Shinji Somai (1983) für seine zurückgenommene Darstellung verschlossener und innerlich zerrissener Charaktere bekannt geworden ist. Internationale Anerkennung erlangte Nagase durch Filme wie Mystery Train (1989) und Paterson (2016) von Jim Jarmusch sowie Cold Fever (1995) von Fridrik Thor Fridriksson. Er arbeitete mit japanischen Filmemachern wie Sion Sono, Ishii Gakuryu, Yamada Yoji sowie auch mehrmals mit der Regisseurin Kawase Naomi zusammen. Nippon Connection 2022 zeigt zudem einige Filme mit seinem designierten Preisträger (Verleihung am 29. Mai im Künstlerhaus Mousonturm) als Deutschlandpremieren: In Under The Stars (R: Omori Tatsushi, 2020) ist Nagase Teil einer esoterischen Sekte, in Just The Two of Us (R: Fujimoto Keita, 2020) findet er als Querschnittsgelähmter durch eine blinde Pflegerin neuen Lebensmut.

In der Nippon Retrospektive „Stories of Youth“ lässt sich außerdem Mystery Train und damit Nagases unvergessene Darstellung des Elvis-besessenen jungen Mannes aus Yokohama, der mit seiner Freundin nach Memphis reist, von einer 35mm-Kopie bestaunen. Überhaupt bietet dieser Programmschwerpunkt viele tolle Filme zur Wieder- oder Neu-Entdeckung, etwa Eureka von Aoyama Shinji – das packende Drama aus dem Jahr 2000 gewann seinerzeit zwei Preise in Cannes –, aber auch viel ältere, zu Unrecht wenig gesehene Werke von Filmemachern der „Japanese New Wave“ wie Street of Love and Hope (1959), den Debütfilm des Oshima Nagisa, mit dem sich dieser sogleich als Autor positioniert, der tabuisierte Themen nicht scheut, oder die faszinierende Dokumentation Children Hand in Hand von Hani Susumu. Und viele mehr, wodurch der diesjährige Themenschwerpunkt sicher wieder ein Highlight des Festivals bilden wird. Zahlreiche Workshops und Konzerte können überdies heuer wieder vor Ort für ein gelungenes Nippon Connection mit Sorge tragen.