Die Österreichischen Filmpreise wurden vergeben. Der Abend brachte den erwartbaren Triumph für Karl Markovics’ Regiedebüt „Atmen“.
Kurz gesagt: Eine dermaßen kurze und kurzweilige Preisverleihung hat es im Filmbereich vermutlich selten gegeben. Im Filmstudio am Rosenhügel hatte sich ein erklecklicher Teil der heimischen Branche versammelt, um der Vergabe der Österreichischen Filmpreise 2012 (also für 2011) beizuwohnen. Auch die Politik war vertreten, immerhin durch Kulturministerin Claudia Schmied, Staatssekretär (Quizfrage: wofür?) Wolfgang Waldner, Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Wirtschaftskammer-Wien-Präsidentin Brigitte Jank und – Politiker letztlich auch er – ORF-General Alexander Wrabetz. Sie mussten einige Sarkasmen des blendend disponierten Moderators Rupert Henning über sich ergehen lassen (wie auch die Abwesenden, darunter der Wiener Bürgermeister und Filmmuffel Michael Häupl), ehe es dann forsch zur Sache ging: Nach der Vorstellung der neuen, von Valie Export geschaffenen und absolut sehenswerten Skulptur, die als Trophäe für den immer noch namenlosen Preis dient, verkündeten Andreas Lust und Barbara Romaner (also zwei der Vorjahres-Preisträger) in rascher Folge die Auszeichnungen des Jahres 2011. Die Überraschungen blieben dabei – möglicherweise dem großen Vorbild Oscar nachempfunden – so gut wie aus.
Karl Markovics’ beeindruckendes Regiedebüt Atmen (produziert von der EPO-Film) gewann in allen sechs Kategorien, in denen der Film nominiert war: bester Schnitt (Alarich Lenz), beste Musik (Herbert Tucmandl), bester Darsteller (Thomas Schubert, auf dem Cover des September-„ray“ zu sehen), beste Regie und bestes Drehbuch (Karl Markovics) und Bester Spielfilm. Man kann nur sagen: Das alles ist sehr verdient – und das in einem Jahr, in dem es durchaus Konkurrenz durch andere gelungene Erstlingsfilme (Markus Schleinzers Michael, Marie Kreutzers Die Vaterlosen, Barbara Eders Inside America) gab.
Der Rest ist schnell erzählt: Für den besten Dokumentarfilm (Whores’ Glory) wurde Michael Glawogger, der auch die beste Dankesrede hielt, ausgezeichnet, ebenso wie sein Kameramann Wolfgang Thaler für die beste Bildgestaltung. Ursula Strauss erhielt den Darstellerinnen-Preis für Vielleicht in einem anderen Leben schon in diesem Leben. Martina List schuf das beste Kostümbild für Mein bester Feind, der Film wurde auch für die beste Maske (Barbara Fröhlich, Michaela Oppl) ausgezeichnet. Christoph Kanter sah sich „überrascht“ von seinem Preis als Szenenbildner für Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan, und Markus Schleinzers Michael erhielt immerhin eine Trophäe für die beste Tongestaltung (Veronika Hlawatsch, Klaus Kellermann, Bernhard Maisch).
Anschließend ging es bei Gulasch und Kabanossi weiter – wie es sich für die Filmbranche gehört – mit Gesprächen in größeren und kleineren Gruppen. Der Erfolg dieser überaus gelungenen Veranstaltung sollte jedenfalls sicherstellen, dass es auch 2013 genug Budget dafür gibt.