Charmante Kinoadaption des bärigen Kinderbuchklassikers
Die Engländer haben über 100 verschiedene Redensarten, um auszudrücken, dass es regnet. Mindestens! Ein paar davon sollte man kennen, um nicht gleich beim ersten Besuch ins Fettnäpfchen zu treten. Das weiß auch Paddington. Aber dass man allein damit heutzutage in London auch nicht mehr weit kommt, muss der liebenswerte Bär mit der stets marmeladeverschmierten Schnute schmerzlichst erfahren, als er sich nach einem Erdbeben in seiner Heimat (dem „dunkelsten Peru“) mutterseelenallein in die Metropole aufmacht, um dort ein neues Zuhause zu finden. Bis er schließlich auf die illustren Browns trifft, die sich seiner annehmen, wenn auch nur temporär. Aber viel Zeit bleibt sowieso nicht, denn Millicent (Nicole Kidman), die fiese Tochter des britischen Entdeckers, der einst die feine Orangenmarmelade nach Peru brachte, wartet schon sehnsüchtig auf die Gelegenheit, Paddington in die Finger zu bekommen, um ihn neben den anderen exotischen Spezies im Naturkundemuseum auszustellen.
Paddington, der Film, ist wie seine Titelfigur von besonderer Natur. Denn je eingeschworener die Fangemeinde einer Kultfigur, desto kniffliger die Adaption für die Leinwand. Deshalb bestand die größte Herausforderung vielleicht darin, dass der von Michael Bond 1958 ins Leben gerufene berühmteste Bär der Kinderliteratur heute vor allem den 40- bis 50-Jährigem noch in bester Erinnerung ist, während dem jüngeren Publikum längst ganz andere Figuren zur Verfügung stehen. Doch muss sich der in einem 2D-Mix aus Real- und Animationsfilm inszenierte Dschungelbär vor den umtriebigen Pixar-Monstern nicht verstecken. Paddington ist ein äußerst charmanter Film, wenn auch der Plot eher platt daherkommt. Während Sally Hawkins in erprobter Happy-Go-Lucky-Mimik agiert, darf Hugh Bonneville endlich einmal zeigen, welch ein Komikpotenzial tatsächlich hinter seiner Downton’schen Adelsmanier steckt. Und auch Nicole Kidman und Peter Capaldi bringen sich so gut es geht als Bösewichte ein, was allerdings streckenweise verpufft, weil Regisseur und Ko-Autor Paul King definitiv ein besseres Gespür für kostbare Scherzeinlagen hat als für eine stringente, originelle Handlung. Über sechs Jahre lang haben King und Produzent David Heyman an Paddington gewerkelt, um ihn zu dem Spaß zu machen, der er ist. Und dann das: In Großbritannien hat der Film eine PG-Plakette einstecken müssen, was heißt, dass Paddington demnach für ganz kleine Kinder nur in Begleitung eines Erwachsenen empfehlenswert sei. Man kann die Entscheidung aber auch so sehen: Paddington ist eben kein Kinderfilm, sondern ein Film für alle.