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Pans Labyrinth

Pans Labyrinth

| Marc Hairapetian |

In Guillermo del Toros Symphonie des Grauens verschmelzen Franco-Faschismus und Fabelwelt miteinander.

„In der Kindheit und im Traum sind wir alle Dichter“, hat Franz Werfel einmal geschrieben. Ein Zitat, das sich Regisseur und Drehbuchautor Guillermo del Toro durchaus zu Herzen genommen haben könnte, hat er sich doch mit seinem neuen Film, ebenso wie in The Devil’s Backbone (2001), an einen gewaltigen Tabubruch gewagt. Kann man, darf man, den Faschismus der Franco-Ära und Fabelwelt miteinander verbinden? Die Antwort muss „ja“ lauten, wenn dies in formaler und inhaltlich so überzeugender Manier geschieht, wie es dem mexikanischen Ausnahmetalent in Pans Labyrinth geglückt ist.

Die grausame Realität in der Zeit nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs lässt die zwölfjährige Ofélia Zuflucht in einer Fantasiewelt suchen. Ihre hochschwangere Mutter Carmen hat nach dem Tod des Vaters den hochrangigen Armeeoffizier Vidal geheiratet. Der kümmert sich aber wenig um seine neue Familie, lieber jagt der sadistische Despot in den Wäldern nach rebellischen Regime-Gegnern. Gleichzeitig stößt Ofélia in ihrem neuen Zuhause auf ein steinernes Labyrinth und macht Bekanntschaft mit einem Faun, der ihr offenbart, sie sei die verlorene Prinzessin eines unterirdischen Königreichs und müsse drei Aufgaben erfüllen, um dorthin zurückzukehren.

Guillermo del Toro gelingt mit seiner weitgehend auf Computeranimationen verzichtenden Inszenierung das Kunststück, zwei völlig konträre Universen – hier das von Elfen und Ungeheuern bevölkerte Märchenreich, dort die grausam waltende Militärdiktatur – nicht nur aufeinanderprallen zu lassen, sondern sie untrennbar  und überzeugend miteinander zu verschmelzen. Trotz anfänglicher Skepsis wird man bald in einen bildgewaltigen Sog des Schreckens gezogen, wie man ihn vielleicht seit Kubricks The Shining nicht mehr gesehen hat. Eine weitere Analogie zu einem anderen Klassiker des Horror-Genres lässt sich ebenfalls ziehen: Wie in Tod Brownings Freaks ist auch in Pans Labyrinth das schlimmste Monster immer noch der Mensch – hier in Gestalt des Capitano Vidal.

Sergi Lopez überzeugt mit seiner Darstellung dieses brutalen Scheusals ebenso, wie Iquana Baquero in der Rolle der kleinen Ofelia, die dem allgegenwärtigen Grauen mit mädchenhaftem Mut entgegentritt. Das hier nicht vorwegzunehmende Ende des Filmes ist hart und an der Grenze des Erträglichen, bietet allerdings auch bei allem Schmerz eine gewisse Form von Schönheit und Trost, die im heutigen Kino ihresgleichen sucht.