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Papillon

| Marietta Steinhart |

Jeder hat die Freiheit, einen lausigen Film zu machen.

Jeder, der angenehme Erinnerungen an Franklin J. Schaffners monumentales Gefängnisdrama Papillon aus dem Jahr 1973 hat, in dem Steve McQueen und Dustin Hoffman die Hauptrollen spielten, der ist gut beraten, diese einfallslose Neuauflage unter der Regie von Michael Noer auszulassen.

Als wir unserem Titelhelden Henri Charrière alias „Papillon“ (Charlie Hunnam) zum ersten Mal in den dreißiger Jahren in Paris
begegnen, malt der sich mit seiner hübschen Freundin (Eve Hewson) eine gemeinsame Zukunft aus. Doch da wird ihm ein Mord angehängt als Vergeltung dafür, dass er gestohlene Juwelen behalten hat, was bedeutet, dass er in eine französische Strafkolonie in Guyana verschifft wird. Auf dem Weg dorthin begegnet er Louis Dega (Rami Malek), einem schmächtigen, kurzsichtigen Fälscher, der eine Menge Geld in seinem Allerwertesten versteckt hat, das er Papillon anbietet, um seine Fluchtversuche zu finanzieren. Im Gegenzug dazu soll der ihn beschützen. Was folgt sind brutale Folter, jahrelange Einzelhaft und eine Reihe wiederholter Fluchtversuche auf der unerbittlichen Suche nach so etwas wie Freiheit.

Schade nur, dass es beim ersten Versuch nicht klappt. Dann hätten wir uns nämlich einen Film erspart, den es vor über vierzig Jahren schon einmal besser gegeben hat. Einmal abgesehen vom Anfang, folgt das Remake des dänischen Regisseurs Michael Noer fast Szene für Szene dem Film von 1973, der in vielen Aspekten von der semi-autobiografischen Romanvorlage von Henri Charrière abwich. Eine Neuinterpretation wäre spannend gewesen, aber die wenigen Versuche, die Noer und Drehbuchautor Aaron Guzikowski (Prisoners) unternehmen, um ihre Version von der alten abzuheben, wirken klobig. Hunnam ist nicht Steve McQueen und Malek wirklich nicht Dustin Hoffman.

Nicht viel bleibt übrig von ihrer brüderlichen Freundschaft. Stattdessen wird Wert auf Action und Muskelspiel gelegt. Es ist regelrecht deprimierend, wie langweilig und unreflektiert es ist. Und Komponist David Buckley hat nur wenig Chance gegen die oscarnominierte Musik des Originals von Jerry Goldsmith.

Zugegeben, es hilft, dass Guzikowski ein bisschen Vorgeschichte zeigt im Gegensatz zu den früheren Drehbuchautoren Dalton Trumbo und Lorenzo Semple Jr., sodass wir in der Figur des Papillon mehr als nur ein in die Enge getriebenes Tier sehen. Aber das Endprodukt einen guten Film zu nennen, würde bedingen, dass Charlie Hunnam ein guter Schauspieler ist. Sein Papillon ist jedoch protzig, abgedroschen und stumpf. Wo ist die gottverdammte Stimmung der Vorlage? Wo die Hölle auf Erden?

 

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