22 Regisseure erklären in 18 Kurzfilmen, die jeweils in einem anderen Arrondissement spielen, der Hauptstadt Frankreichs ihre Liebe.
Paris gilt nicht nur als die Stadt der Liebe, sondern ist neben New York wohl auch jene, welche am öftesten als Filmkulisse diente. Von René Clairs Sous les toits de Paris (1930) über Ernst Lubitschs Ninotschka (1939), Vincente Minnellis An American in Paris (1951) bis zu Jean Pierre Jeunets Le Fabuleux destin d´amélie Poulain (2001) spannt sich – um nur einige berühmte Paris-Filme anzuführen – der Bogen. Dennoch vermögen die 22 Regisseure in diesem federleichten Strauß von 18 Kurzfilmen der Seine-Metropole neue Seiten abzugewinnen. Einige Episoden leben ganz von ihren Stars: Ein pures Vergnügen ist es, Ben Gazzara und Gena Rowlands bei ihrem Ehestreit oder dem Rollenspiel von Fanny Ardant und Bob Hoskins zuzusehen.
Hinreißend mit dem Raum – aber auch mit dem Humor Oscar Wildes – spielt Wes Craven in seiner auf dem Friedhof „Père Lachaise“ spielenden Sequenz, der Mexikaner Alfonso Cuarón fängt meisterhaft die Stimmung der abendlichen Straßenzüge ein, wenn er Nick Nolte und Ludivine Sagnier in einer einzigen langen Parallelfahrt bei einem Disput folgt.
Am gelungensten sind solche eng gefassten Szenen, die in einem Augenblick eine ganze Geschichte erzählen und in eine überraschende Pointe münden. Dies wird vor allem im Vergleich mit der von Tom Tykwer hektisch in Zeitraffer erzählten Liebesgeschichte und der überladenen Fingerübung von Christopher Doyle, dem langjährigen Kameramann von Wong Kar-wai, sichtbar.
Im Sieben-Minutentakt wechseln nicht nur Schauplatz, sondern auch Stil und Tonart. Surreal, zwischen Realität und Traum schwebend erzählt etwa Nobuhiro Suwa, Vincenzo Natali dagegen spielt auf Louis Fuillades Stummfilmklassiker Vampires an und imitiert dabei die Comics-Bildsprache. Gemeinsam ist den Episoden dieses Episodenfilms aber, dass beinahe alle – wie könnte es angesichts des Schauplatzes Paris auch anders sein – um die Liebe kreisen. Sicher kann man bedauern, dass nur Gurindher Chada und Oliver Schmitz gesellschaftskritische Töne anschlagen, aber man kann sich auch darüber freuen, was für unverkennbare kleine Perlen den meisten Regisseuren hier gelungen sind. Jedermann wird eine andere Episode favorisieren, zu den Highlights gehört aber sicherlich Alexander Paynes Beitrag. Wie in About Schmidt evoziert er wunderbar lakonisch die Stimmung des Totseins im Leben und vermittelt in sieben Minuten voll Wärme, aber nie sentimental, die ganze Tragik eines ungelebten Lebens.