Passages

Filmstart

Passages

| Dieter Oßwald |
… Amour fou mit Q

Ein deutscher Regisseur in Paris lebt seit fünfzehn Jahren mit seinem britischen Partner zusammen. Tomas gibt sich als exzentrischer Kotzbrocken à la Fassbinder. Martin, ein Grafikdesigner, bleibt stets der höfliche Brite und erträgt alle Demütigungen. Doch irgendwann ist auch bei ihm Schluss mit lustig. Als sein Mann ihn mit einer Frau betrügt und bei ihr einzieht, beendet Martin die Beziehung schließlich. Während Agathe (Adèle Exarchopoulos) und Tomas sich fortan schmachtend schier endlose Lieder vorsingen, findet Martin beim Schriftsteller Amad schnell frischen Liebestrost. Jetzt werden die Karten neu gemischt und der selbstverliebte Künstler hat sich bei seinem falschen Spiel ziemlich verzockt. Noch eine dieser dutzendfach gesehenen Ménages-à-trois, diesmal als bisexuelle Variante?

So klischeehaft die Dreiecksgeschichte bereits klingt, bleibt sie in den Stereotypen stecken, inklusive Sex mit dem Ex, Besuch bei verständnislosen Eltern oder jener fast schon obligatorischen Schwangerschaft, die gerne als emotionaler Brandbeschleuniger verwendet wird. Vergeblich: Die Dramaturgie präsentiert sich lustlos wie vom Autopiloten, die Dialoge bleiben hölzern, derweil die Figuren aus ihrer Klischeekiste nie heraus kommen. Weshalb das ziemlich laue Eifersuchtsfilmchen dennoch sehenswert ist? Zum einen wegen Franz Rogowski, einem der talentiertesten deutschen Darsteller seiner Generation. Zum anderen wegen Ben Whishaw, der als Tüftler „Q“ in der James-Bond-Reihe stets ein Quantum Ironie mitbringt. Und in Independent-Filmen gern rigorose Rollen wagt. Die Chemie zwischen den beiden funktioniert spürbar gut; solch eindimensionalen Figuren ein bisschen Emotionen einzuhauchen, bedarf schon souveräner Schauspielkunst. Explizite Sexszenen mit dieser Lässigkeit zu spielen, würden sich andere in dieser Liga wohl kaum trauen. Zumal ohne jene „Intimacy Coordinators“, die aktuell ziemlich angesagt sind für Szenen dieser Art. Franz Rogowski sieht auch das mit seiner typischen Gelassenheit: „Es gab keine Proben für die Sex-Szenen. Wir alle waren ein bisschen nervös, inklusive Regisseur Ira Sachs. Zugleich war zu spüren, wie aufgeregt er war, diese Sex-Szene zu inszenieren. Für uns war das kein echter Sex, aber es war echte Intimität.“ Ben Whishaw pflichtet bei: „Es gibt eben keine Abkürzung für die Intimität, man muss einfach damit anfangen und alle müssen dafür bereit sein. Bei uns ging das sehr flott und wir hatten schnell ein entspanntes Verhältnis zu einander. Das passiert einfach – oder es passiert eben nicht. Das lässt sich kaum vorhersagen.“