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Filmkritik

Passengers

| Andreas Ungerböck |

Und wieder wird im Weltraum heimgebastelt. An den Werkzeugen diesmal: Jennifer Lawrence und Chris Pratt.

„Space Improvement“ – diesen genialen Titel von Kollegen Schiffauer zu seiner „ray“-Story über Ridley Scotts Marsianer könnte man auch über die Kritik zu Morten Tyldums Passengers stellen. Denn auch Chris Pratt und Jennifer Lawrence laufen des öfteren mit der Werkzeugkiste durch das Raumschiff Avalon, das in diesem Fall zu einem noch unbewohnten Planeten namens Homestead II unterwegs ist, wo grüne Wiesen und blauer Himmel locken. Fünftausend von der Erde enttäuschte Menschen (Christopher NolansInterstellar lässt grüßen), die sich dort eine bessere Zukunft versprechen, sind auf der Avalon unterwegs. Sie alle befinden sich im künstlichen Tiefschlaf – kein Wunder, dauert die Reise doch 120 Jahre. Aber ach, einer von ihnen, Jim Preston, wacht um neunzig Jahre zu früh auf, weil seine Schlafkapsel defekt ist. Seine Versuche, wieder einzuschlafen, sind erfolglos, und zwischen Panik, Verzweiflung und höchst einsamen Vergnügungen (das Schiff ist mit allem Komfort ausgestattet, vom Kino über eine Bar und einen Swimmingpool bis hin zu einem Basketballring und einem gefahrlosen Ausflug ins All) verliebt er sich in eine schlafende Mitreisende namens Aurora Lane. Lange kämpft er mit sich, doch dann weckt er sie auf – und zerstört damit ihr Leben, denn neunzig Erdenjahre sind lang, und sie beide werden wohl nie auf Homestead II ankommen. Aurora ist genauso geschockt, wie Jim es war, und noch weiß sie nicht, warum sie aufgewacht ist …

Dass Science-Fiction-Filme, vor allem jüngeren Datums, es mit der Logik nicht immer so genau nehmen, ist man gewohnt. Es bringt daher nicht allzu viel, über die Story von Passengers zu lamentieren, auch wenn die plot holes teilweise so groß sind wie die sprichwörtlichen Löcher im Emmentaler. Wieso etwa ist Arthur, der Androide an der Bar (Michael Sheen), in Funktion, wenn doch die Passagiere und die Crew-Mitglieder noch fast neunzig Jahre schlafen sollen? Warum tut er etwas zutiefst Menschliches, auch wenn er immer auf seine Androiden-Programmierung pocht? … und dergleichen mehr. Wie auch immer, die Probleme beginnen sich zu häufen, und Jim und Aurora bekommen alle Hände voll zu tun, wobei sie – bedauerlich kurz – vom ebenfalls zu früh erwachten Deckoffizier Mancuso (Laurence Fishburne) unterstützt werden. Woher ein einfacher Mechaniker und eine Journalistin die Fähigkeit haben, all diese Entscheidungen von, äh, ziemlich großer technischer Komplexität und menschheitsgeschichtlicher Tragweite zu treffen, das gehört zu den großen Rätseln dieses Films, dessen Stärken eindeutig nicht auf der erzählerischen Ebene liegen, auch wenn die Grundprämisse von der Reise in eine bessere Zukunft natürlich faszinierend ist.

Die wahren Helden von Passengers sind denn auch Set Designer Gene Serdena (u.a. verantwortlich für Being John Malkovich) und Production Designer Guy Hendrix Dyas (Inception). Was sie auf der visuellen Ebene leisten, ist großartig – all die unzähligen technischen Gimmicks und der generelle Look des menschenleeren Raumschiffs, das macht wirklich etwas her und lässt einen beinahe ins Schwelgen kommen. Auch der großartige mexikanische Kameramann Rodrigo Prieto (Oscar-nominiert für Brokeback Mountain) tut sein Bestes, und natürlich tun das auch die beiden Protagonisten, wenngleich man manchmal meint, aus ihren Mienen ablesen zu können, dass sie selbst so ihre leisen Zweifel an dem haben, was sie da tun müssen.