Aus dem Leben eines Toiletten-Reinigers
Perfect Days ließe sich beschreiben als altersweiser Film eines Altmeisters, in dem ein gut gereifter Meister der Schauspielkunst eine Lektion in Minimalismus erteilt. Man könnte auch behaupten, dass Perfect Days eine außergewöhnliche Sightseeing-Tour zu den wohl ausgefallensten stillen Örtchen einer gemeinhin sehr geschäftigen Großstadt ist. Gleichfalls nicht Unrecht hätte, wer feststellt, dass in Perfect Days der nachbarschaftlich kleinstädtische Charakter, der die Metropolregion Tokyo überraschenderweise grundiert, ausgerechnet von einem Ortsfremden mit sicherem Gespür eingefangen ist. Freilich kennt Wim Wenders sich in der weitläufigen Stadt einigermaßen aus, hat er sie doch bereits 1985 auf den Spuren seines erklärten Vorbilds Ozu Yasujiroˉ gründlich erforscht und den Dokumentarfilm Tokyo-Ga gedreht. Und freilich hatte Wenders die Hilfe unter anderem seines Hauptdarstellers Yakusho Koˉji, der auch als Ausführender Produzent fungierte. Mit dessen Figur des Toiletten-Reinigers Hirayama streifen wir nun also durch die Stadt und zur Buchhändlerin ins Antiquariat, in den Schallplattenladen, in dem auch Originalkassetten aus den Siebzigern angekauft werden, zu einem Imbiss in einer stillen Ecke eines betriebsamen Bahnhof-Zwischengeschosses, durch schon etwas in die Jahre gekommene Passagen, in ein Badehaus, das eigentlich nur noch von älteren Herren besucht wird, und schließlich in ein winzig kleines Restaurant, dessen Inhaberin Mama genannt wird. Die Mittagspausen verbringt Hirayama im Park eines Tempels und abends vor dem Schlafengehen liest er gerne noch ein Weilchen. Und so könnte das ewig weitergehen ì Und auch wenn wir im Weiteren nichts Weiteres über diesen Mann erführen, wir würden doch immer noch gerne weiter dabei zusehen, wie glücklich ein einfaches Leben einen bescheidenen Menschen machen kann. Doch natürlich gibt es eine Geschichte, simple Ereignisse, in denen die Vergangenheit aufblitzt und eine mögliche Zukunft sich andeutet. Nicht aufregend, dafür profund.
Perfect Days entstand aus der Anfrage, ob Wenders nicht vielleicht einen Kurzfilm über die anlässlich der Olympischen Spiele von namhaften Architekten errichteten Toilettenanlagen in Shibuya drehen wolle? Nun ist es eben ein längerer Film geworden, der sich die schicken Häusl als Ausgangspunkt für Abschweifungen über die Bedeutsamkeit der Existenz schlechthin nimmt. Man muss nur alles Überflüssige wegbrechen; Wenders und Yakusho zeigen wie das geht.