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Persona Non Grata

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Persona Non Grata

| Ania Gleich |
Eine Ex-Skirennläuferin bringt die Wahrheit über vertuschten Missbrauch ans Licht.

 

Die österreichische Skiwelt hat ein strukturelles Problem: Die seit 2017 auch hierzulande die Kultur- und Sportbranche aufrüttelnde #MeToo-Debatte zeigt, dass die Schwierigkeit, Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe in genannten Branchen zu ahnden, oft darin besteht, dass Strukturen ihre Täter schützen. Ob es dabei darum geht, das eigene Image zu wahren oder reinen Opportunismus zwecks der Karriere zu betreiben, ist egal – die Struktur bleibt bestehen. Antonin Svoboda thematisiert das in Persona Non Grata: Die Ex-Skirennläuferin Andrea Baumgartner (Gerti Drassl), wird nach der Trauerfeier für ihren gerade verstorbenen Ehemann von einem Nachbarn belästigt. Ihr Versuch, die Tat anzuzeigen, wird nicht ernst genommen, Baumgartner sogar von Polizeibeamtinnen belächelt. Die Frau bleibt ohnmächtig und auf sich allein gestellt. Fast zeitgleich werden im Umfeld des Österreichischen Skiverbands Vorwürfe bezüglich Fällen von sexueller Belästigung um einige Trainer laut. Schnell will die Ex-Skirennläuferin vom ÖSV dazu verwendet werden, sein eigenes Image zu wahren. Doch Andrea Baumgartner ist diese verdeckte Instrumentalisierung rasch bewusst und geht ihren eigenen Weg: Die Geschichte, warum die Österreicherin nämlich vor Jahrzehnten so jung und abrupt ihre Karriere beendete, hat eine weitaus größere Tragweite, als dem Stolz der Skination lieb ist.

Der Plot dürfte nicht unbekannt sein, denn er beruht auf wahren Begebenheiten. Die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg sprach 2017 in einem Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“ öffentlich von schwerem strukturellem Machtmissbrauch im Zuge ihrer sportlichen Ausbildung und einer Vergewaltigung, die ihr durch zwei Kollegen widerfahren ist. Die Plattform #WeTogether, die Werdenigg als Folge der Veröffentlichung ihrer eigenen Geschichte gründete, sorgte dafür, dass sich viele weitere Betroffene zu Wort meldeten und von ähnlichen Fällen berichteten. Durch vera* gibt es seit 2021 sogar eine vom zuständigen Bundesministerium eingerichtete Vertrauensstelle, die sich an Betroffene von sexueller Gewalt und Belästigung in der Kunst-, Kultur- und Sportbranche richtet. Persona Non Grata beleuchtet also eine Geschichte, die stellvertretend für viele weitere Einzelschicksale steht. Vor allem aber zeigt die Chronik um die Protagonistin auf, welcher Gegenwind einen heutzutage immer noch erwartet, wenn man das Stillschweigen nicht mehr mitmachen will und sich gegen alteingesessene Strukturen stellt.