Die nächste Blockbuster-Serie nach J.K. Rowling rollt an. Diesmal hat die Autorin auch selbst das Drehbuch geschrieben und den Film mitproduziert.
Ein junger, scheinbar harmloser Brite namens Newt Scamander (Eddie Redmayne) landet im Jahre 1926 per Schiff in New York. Bei sich hat er nur einen kleinen braunen Handkoffer, aber der hat es, wie zwar der Zollbeamte nicht weiß, aber wir in der Folge mehrfach zu sehen bekommen, in sich. Allerlei seltsame Geschöpfe quellen daraus hervor oder können darin verstaut werden – bis hin zu einem Nashorn-artigen Ungetüm. Denn Newt ist so etwas wie ein Zoologe und kennt diese Wesen, was nicht heißt, dass er sie immer im Griff hat – ganz und gar nicht. Er werde ein Buch darüber schreiben, verkündet er – und „Harry-Potter“-Fans und -Exegeten wissen natürlich, dass dieses Buch viele, viele Jahre später zum Lehrstoff in der Zauberschule Hogwarts gehören wird.
Der Jagd nach den ausgebüchsten Phantastischen Tierwesen ist denn auch ein guter Teil des prominent besetzten Films gewidmet, den die britische Autorin mit ähnlichem blühendem, aber sehr unterhaltsamem Unsinn gefüllt hat wie ihre Mega- Bestseller-Serie um den britischen Zauberlehrling. Aufmerksame Zuschauerinnen und Zuschauer werden denn auch die eine oder andere optische, akustische oder thematische Referenz an „Harry Potter“ entdecken, wobei sich Rowling, die diesmal auch das Drehbuch geschrieben und den Film mitproduziert hat, aber damit eher zurückhält. Es handelt sich somit nicht um ein Hollywood-typisches Prequel, allerdings steht ja jetzt schon fest, dass diese Serie auf fünf Teile angelegt ist und die Jahre von 1926 bis 1945 umspannen wird – dann, wenn ein heftiger Streit zwischen dem guten Zauberer Dumbledore und dem bösen Gellert Grindelwald (Johnny Depp hier in zwei sehr kurzen Cameo-Szenen) entbrennen wird. Ob David Yates, Potter-erprobter Regisseur und auch bei den Phantastischen Tierwesen am Ruder, bei allen fünf Filmen dabei sein wird, ist hingegen noch offen.
Wie auch immer, in New York bricht das Chaos aus, kaum dass Newt amerikanischen Boden betreten hat. Die Unruhe erzürnt die US-Zauberervereinigung, die befürchtet, die No-Majs (wie sie in den USA die Muggels, also die Nicht-Zauberer, nennen) könnten sich gestört fühlen und einen Krieg gegen die Magierinnen und Magier anzetteln. Bis alles Missverständnisse und Turbulenzen beseitigt sind, vergehen flotte 133 Minuten, die prall gefüllt sind mit Action und Zauberei. Am besten jedoch ist der Film dann, wenn er sozusagen auf einer vergleichsweise „normalsterblichen“ Ebene agiert, nämlich wenn der Bäcker Jacob Kowalski (Dan Fogler), ein Mensch wie du und dich, der völlig unschuldig in den ganzen Wahnwitz hineingezogen wird, mit Newt und der buchstäblich bezaubernden Porpentina Goldstein (Katherine Waterston) durch ein wunderbar ausgestattetes und fotografiertes Zwanziger-Jahre-New York stolpert und dabei aus dem Staunen nicht herauskommt. Wirklich gelungen sind auch die beständigen Hinweise auf die kulturellen Unterschiede zwischen britischer und amerikanischer (Zauber-)Welt. Die Tierwesen, die dem Film immerhin den Titel geben, sind zum Teil atemberaubend schräg und witzig – wie das diebische Schnabeltier-artige Geschöpf –, eine Sequenz, in der Scamander dem verdutzten Jacob quasi seinen Privatzoo vorstellt, ist allerdings ist deutlich zu lang geraten.
Fazit: ein liebenswerter High-Speed-Unfug für alle Zehn- bis Fünfzehnjährigen und solche, die es geblieben sind. Der Erfolg wird nicht enden wollend sein.