Neues aus dem Hause Pixar: Eine Ratte möchte sich als Küchenchef eines Pariser Restaurants beweisen.
Remy hat ein Talent: Er versteht etwas vom Essen. Genauer, von dessen Zubereitung. Im Grunde ist Remy sogar ein hervorragender Koch. Das einzige Problem dabei ist bloß: Remy ist eine Ratte. Und bei Ratten in der Küche ertönt im Allgemeinen hysterisches Geschrei sowie der Ruf nach dem Gesundheitsinspektor. Auf gar keinen Fall aber sind Lobpreis und Dank für die wohlschmeckend zubereitete Speise zu vernehmen. Weswegen Remy im Verborgenen wirkt und seinen Posten unter der Haube des Küchengehilfen Linguini bezieht, um von dort aus die Handhabe von Kochutensilien und Zutaten zu dirigieren – das ist im Übrigen wörtlich zu nehmen.
Sollten Sie dies für eine reichlich abenteuerliche Idee halten, dann seien Sie versichert: Das ist noch lange nicht alles, nicht einmal die Spitze des Eisbergs. Ratatouille platzt vor abenteuerlichen Ideen schier aus allen Nähten, und manchmal weiß man nicht, wo zuerst hinschauen. Weswegen es das Beste ist, noch ein zweites Mal hinzuschauen, um den Detail- und Nuancenreichtum dieser so liebenswürdigen und anrührenden Erzählung angemessen würdigen zu können.
Nachdem also die Produktionsfirma Pixar, Pionier des computeranimierten Spielfilms, mit Cars zuletzt ein wenig schwächelte, kehrt sie mit Ratatouille zur Brillanz ihrer Anfangsjahre zurück. Dies kommt insofern nicht ganz unerwartet, als mit Brad Bird jemand Regie führt, der in seinen Erzählungen mühelos das Phantastische mit dem Alltäglichen verknüpft und dessen große Stärke die Figurencharakterisierung ist. Bird debütierte 1999 mit dem bemerkenswerten Zeichentrickfilm The Iron Giant, den jedoch leider nur die Kritiker mochten. 2004 konnte er mit The Incredibles auch kommerziell einen Riesenerfolg feiern. Ein solcher wäre Ratte Remy und ihren Freunden nun ebenfalls zu gönnen. Nicht zuletzt, weil der Film sein Publikum ernst nimmt, nicht unterfordert und ihm eine Geschichte präsentiert, die zu jedem Zeitpunkt offen für Überraschungen ist. Und erfüllt von einer tiefen Zuneigung zu ihren reizenden Figuren, auch zu dem Schrecken verbreitenden Restaurantkritiker Anton Ego, der seine Sottisen in einem Sarg-Gemach verfasst.
Noch ein Hinweis: Wie bei Pixar-Produktionen üblich, läuft auch Ratatouille mit einem Vorfilm. Lifted erzählt von den Bemühungen eines UFO-Fahrschülers um den richtigen Einsatz des Traktorstrahls. Eine beiläufige lustige Erinnerung daran, dass eine Ratte am Kochtopf noch lange nicht das Ungewöhnlichste ist, was einem im Pixar-Universum begegnen kann.