Explosives Actiondrama mit Liam Neeson
Der Investmentbanker Matt Turner reagiert unwirsch in seiner riesigen, hochmodernen Luxusvilla, als seine Gattin ihn daran erinnert, dass er den aufsässigen Sohn und dessen kleine Schwester zur Schule fahren soll. Richtig genervt wirkt er im Auto mit den Kindern, als eine elektronisch verfremdete Stimme ihn per Smartphone darüber informiert, dass unter seinem Sitz eine Bombe installiert ist, die detoniert, wenn er oder seine Sprösslinge aus dem SUV aussteigen. Widerstrebend befolgt Matt die Anweisungen des Fremden zur Fahrtroute, die ihn in eine Straße führt, wo ein Freund von ihm parkt, der vor seinen Augen in die Luft gesprengt wird. Mit Streifenwagen und Hubschrauber gehetzt von der Polizei, die ihn für den Attentäter hält, gerät der Familienvater mächtig in Stress, zumal der anonyme Anrufer ihm während der rasenden Verfolgungsjagd quer durch Berlin weiterhin Instruktionen gibt. Seine Frau soll sein Privatvermögen von der Bank abheben und einem Kontaktmann übergeben, außerdem wird er aufgefordert, ein in Dubai angelegtes Fondsvermögen in Höhe von 208 Millionen zu überweisen.
Dieses Starvehikel für den seit Ende der siebziger Jahre vielbeschäftigten und sichtlich gealterten Nordiren Liam Neeson (Jahrgang 1952), der dauernd im Bild ist und den Film nahezu im Alleingang trägt, ist das nunmehr dritte Remake des spanischen Thrillers Anrufer unbekannt (El desconocido, 2015) – nach dem deutschen Steig.Nicht.Aus.! (2018) von Christian Alvart und dem südkoreanischen Hard Hit (2021) von Kim Chang-ju. Diese Neuverfilmung des gebürtigen Kaliforniers Nimród Antal folgt inhaltlich und dramaturgisch nahezu eins zu eins dem Original. Eine atemberaubende Autostuntsequenz ist offensichtlich von The French Connection inspiriert, Hauptschauplatz ist aber das Innere von Matts SUV. In permanenter Todesangst und Sorge für seine Kinder drückt Neeson hier mimisch mittels ständigen, teilweise extremen Großaufnahmen seines Gesichts expressiv ein emotionales Wechselbad aus Wut, Verzweiflung und Schuldgefühlen aus. Dabei ist er kein Sympathieträger, er hat Frau und Kinder vernachlässigt und man ahnt, dass er auf Kosten von Anlegern krumme Geschäfte als Hedgefonds-Manager gemacht hat. Unterschwellig wird dabei unterstellt, dass die Hochfinanz ein schmutziges Geschäft ist, die Kapitalismuskritik wird indessen nicht weiter vertieft.