Rise-Up

Filmstart

Rise Up

| Pamela Jahn |
Der Kampf geht weiter: Inspirierendes filmisches Porträt von fünf Aktivisten und Aktivistinnen

Kali Akuno sagt es, wie es ist: „Ich denke, niemand sollte sich vormachen, dass die nächsten fünf bis fünfzig Jahre schön werden. Sie werden eher ziemlich hässlich.“ Mit dieser nüchternen Prognose steigt der Film ohne große Umschweife in seine komplexe Thematik ein: Die Probleme unserer modernen Welt. Das mag im ersten Moment ermüdend klingen, ein Blick in die Nachrichten erfüllt den gleichen Zweck. Aber kein Bild, keine Fakten allein sind so inspirierend wie die Geschichten der insgesamt fünf Protagonisten und Protagonistinnen, die in der neuen Dokumentation des Regieteams um Marco Heinig, Steffen Maurer, Luise Burchard und Luca Vogel zu Wort kommen.

Neben Akuno, der sich in seiner US-amerikanischen Heimat aktiv gegen Rassismus und Gewalt einsetzt, berichtet die chilenische Feministin Camila Cáceres von ihrem Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen in Südamerika. Und Marlene Sonntag erzählt, wie sie eines Tages ihren Job in Frankfurt am Main an den Nagel gehängt hat, um im syrischen Rojava die kurdische Revolution zu unterstützen. Die Ostdeutsche Judith Braband wirft stattdessen einen Blick in die Vergangenheit. Sie war Ende der achtziger Jahre ein führendes Mitglied der Linken Opposition in der DDR und fragt sich heute, ob nicht im Westen eine neue Revolution notwendig ist. Für Shahida Issel, die in Südafrika aktiv gegen die Apartheit eingetreten ist, liegt die Antwort auf der Hand: Sie weiß, dass es noch viel zu tun gibt für die nächste Generation von Aktivisten und Aktivistinnen, die jetzt am Hebel sitzt.

Was die verschiedenen Stimmen vereint, ist ihr unermüdliches Interesse an der Welt, in der sie leben. Der Film verbindet ihre Ansichten zu einem faszinierenden Kaleidoskop des Widerstands. Gerahmt werden die Porträts der einzelnen Personen durch die Aussagen einer Erzählerin aus dem Off, die sich über ihre ganz persönliche Position in unserer Gesellschaft Gedanken macht, ihr eigenes Handeln hinterfragt und schließlich auch das Publikum zu motivieren und zu mobilisieren versucht. Letzteres hätte es jedoch nicht gebraucht und der belehrende Schlusskommentar wirkt etwas einseitig und zu sehr gewollt. Was der Dokumentation im Gegenzug fehlt, ist vor allem der Sinn für eine strategische Diskussion, die über die einzelnen Kämpfe und Initiativen hinausgeht und nach möglichst universellen politischen Lösungsansätzen sucht. Vielleicht ist Rise Up in seinem Anliegen insgesamt nicht mutig, nicht kontrovers genug, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Aber es ist ein weiterer Film, der wachrüttelt, in die Zeit passt, Gedanken freisetzt und Wege aufzeigt, wie sich jeder und jede Einzelne von uns im Alltag aktiv für die Zukunft engagieren kann.