Am 27. März dieses Jahres verstarb Daniela Padalewski-Gerber, langjährige engagierte Obfrau des Österreichischen Verbandes Filmschnitt aea und eine der profiliertesten Editorinnen des Landes. Eine Hommage anlässlich ihres 65. Geburtstages am 28. November, zu dem in Wien eine Gedenkveranstaltung stattfindet.
Daniela Padalewski-Gerber hat uns verlassen, für immer. Um auch nur ansatzweise ermessen zu können, welchen wunderbaren Menschen wir mit ihr verloren haben, muss man Jahrzehnte zurückgehen, mehr als 42 Jahre. Da gab es Unruhe in der Branche. Keine Filmförderung, keine soziale Sicherheit. Filmschaffende begannen ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, die Kameraleute waren die ersten, die einen Berufsverband gründeten, die Filmschnittmeister folgten auf dem Fuße, mit dabei: Daniela. Neun Jahre später folgte der Dachverband, mit damals sechs Mitgliedsverbänden. Daniela war im Verband Filmschnitt aktiv, ab 1990 als Obfrau, bis zu ihrem Tod Vorstandsmitglied und langjährige Finanzreferentin des Dachverbandes.
In die Zeit ihres Vorsitzes fielen Verbändetreffen mit den Verbänden aus Deutschland und der Schweiz und die Publikation der Cutterguides genauso wie Weiterbildungsveranstaltungen, Werkstattgespräche mit außerordentlichen Künstlerinnen und Künstlern und die Teilnahme an dem Kölner Schnittfestival Filmplus. Sie war Mitglied im Vorstand der Austrian Film Commission, vertrat die Interessen ihrer Berufsgruppe in der Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden. War Mitglied in der Kurie für Filmkunst im Künstlersozialversicherungsfonds, war im Aufsichtsrat des Österreichischen Filminstituts und führte die Filmakademie Wien mit dem Verband zusammen; auf ihre Initiative kam es zu einem fruchtbaren Austausch zwischen Studierenden und Editorinnen und Editoren. Den Nachwuchs an den Verband heranzuführen, war ihr ein großes Anliegen, das sich bezahlt gemacht hat.
Dieser kleine und unvollständige Einblick in die vielfältigen Aktivitäten außerhalb ihres Berufs, dem sie Jahrzehnte lang erfolgreich und hoch professionell nachging, zeigt das Wesen von Daniela: Sich zu engagieren, gegen Ungerechtigkeiten aufzutreten, anderen weiterzuhelfen. Dabei hat sie nie die Konfrontation gesucht, sondern den Ausgleich, auch wenn ihr das nicht selten Nachteile gebracht hat. Aber auch, und letztlich vor allem, den Respekt und die Zuneigung einer inhomogenen Branche.
Und für eines war sie noch bekannt – für ihren Stil und guten Geschmack, für ihre Fähigkeit, Feste auszurichten, die in Erinnerung blieben. Legendär wurden die Filmfeste des Verbandes in den achtziger Jahren, aber auch zuletzt das 40-Jahre-Jubiläum des Verbandes im Herbst 2018. Ein edler Tropfen Wein, feines Essen, ein gutes Gespräch waren für sie Lebenselixier, sie, die einer Künstlerfamilie entstammt, konnte mit ihrem Charme so manches Hindernis überwinden.
Daniela, wir wollen nicht glauben, dass du uns genommen bist, wir vermissen dich und wir werden dir, so lange wir leben, ein liebevolles und ehrendes Andenken bewahren. Leb wohl!
Maria Anna Kollmann
Geschäftsführerin im Dachverband der Filmschaffenden
Den vollständigen Artikel lesen Sie in unserer Printausgabe 11/2020
Daniela Padalewski-Gerber war das am längsten dienende Vorstandsmitglied der VdFS – Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden. Die VdFS wurde im März 1992 gegründet, Daniela war von Beginn an – bis zu ihrem Tod am 27. März 2020 – als Vertreterin des Mandats Filmschnitt im Vorstand tätig. Sie war also nicht nur eine der Geburtshelferinnen unserer Gesellschaft, wofür ihr nicht genug gedankt werden kann, sondern hat auch 28 Jahre lang die Interessen der Berufsgruppe Filmschnitt mit großem Engagement und ebensolcher Umsicht vertreten.
Ich durfte mit Daniela neun Jahre lang zusammenarbeiten, wobei sich diese Zusammenarbeit als stets angenehm und konstruktiv beschreiben lässt. Sie war auch in hitzigen und kontroversiellen Diskussionen ein Ruhepol und um Ausgleich aller Interessen sowie sachliche Lösungen bemüht. Weiters war sie ein wichtiges Bindeglied zwischen der VdFS, dem Österreichischen Verband Filmschnitt (Austrian Editors Association) und dem Dachverband der Österreichischen Filmschaffenden (DVF) – auch in diesen Verbänden war sie viele Jahre lang engagiert. So sind beispielsweise von der VdFS im Rahmen der sozialen und kulturellen Einrichtungen (SKE) unterstützte Aktivitäten des Verbands Filmschnitt, wie z.B. die Teilnahme am Kölner Filmfestival, maßgeblich auf ihre Initiative zurückzuführen.
Besonders wichtig war Daniela auch immer die gute Vertretung, Sichtbarkeit und Auszeichnung ihrer Berufsgruppe bei der jährlichen Diagonale in Graz. Ihr Engagement ging von der Mitwirkung in Jurys bis zur Verleihung der Schnittpreise. Mein letztes Telefonat mit Daniela fand ca. einen Monat vor der geplanten Diagonale 2020 statt. Auch dabei ging es um die Organisation und Abstimmung unserer gemeinsamen Aktivitäten in Graz. Wie immer war sie voller Zuversicht und Tatendrang.
Wie wir wissen, kam dann plötzlich alles ganz anders. Die Diagonale wurde wegen der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt und Daniela ist völlig unerwartet, nach kurzer schwerer Krankheit, viel zu früh von uns gegangen. Ein schwerer Verlust, nicht nur für die VdFS, sondern für die gesamte Filmbranche.
Es freut mich daher, dass wir am 27. November – einen Tag vor ihrem Geburtstag – Daniela im Rahmen einer von VdFS und Dachverband organisierten Gedenkveranstaltung für ihre langjährigen Verdienste für unsere Gesellschaft und ihre herausragenden Leistungen als Schnittmeisterin entsprechend Tribut zollen und sie noch einmal hochleben lassen können.
Wir vermissen sie!
Gernot Schödl,
Geschäftsführer, VdFS – Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden
Liebe Daniela,
unfassbar, dass du nicht mehr da bist! Es ist für uns alle unbegreiflich. Es tut sehr weh!
Es ist eine lange Freundschaft die uns verbindet. Ich werde dich sehr vermissen!
Wir lernten uns kennen, als du als Assistentin bei unserem deutschen Kollegen Wolfgang Schacht gearbeitet hast. Du warst damals sehr jung und wissensdurstig, man merkte gleich, dass Filmschnitt dein größter Wunsch war.
Ich fragte dich, ob du bei meiner neuen Serie Assistenz machen würdest, und du sagtest sofort zu. Ab dem Moment warst du ein Familienmitglied. An die schönen Ausflüge, die wir gemeinsam mit deiner Schwester Vivi und meinen Kindern Alexandra (die auch Editorin wurde) und Horsti unternommen haben, denke ich so gern zurück. Auch als wir von einem Gewitter mitten im Wald überrascht wurden und mit den Kindern klatschnass in der Pension ankamen. Wir hatten viel Spaß.
Du warst für meine Kinder so etwas wie die ältere Schwester. Niemand kannte so viele Spiele und Erzählungen wie du. Immer wenn ich dich gebraucht habe, warst du da. Wenn eines meiner Kinder krank wurde und ich einen Job hatte, wer kam und pflegte sie? Du! Ich erinnere mich noch so gerne an den Gschnas im Haus in Perchtoldsdorf und die vielen Feste und Heurigenbesuche. Du hattest damals schon einen großen Kreis von Freunden um dich, die dich bewundert und geschätzt haben.
Als du deinen ersten Film schneiden konntest, habe ich leider eine gute Assistentin verloren, aber die Branche eine ausgezeichnete Editorin gewonnen.
Als Vorsitzende unseres Berufsverbandes hast du dich bewundernswert die ganzen Jahre mit Kraft und Mut eingesetzt und damit viel bewirkt. Auch im Dachverband und in der VdFS hast du uns erfolgreich vertreten. Dafür werden wir dir immer dankbar sein!
Soviel positive Energie ist von dir ausgegangen! Diese Energie geht nicht verloren, mit ihr wirst du immer bei uns sein!
Was war, das ist!
Traude Gruber, Editorin
Etwa 1977 haben Traude und ich Daniela kennengelernt und waren seither befreundet mit ihr. Ihr erfrischendes und warmherziges Wesen hat uns schon damals bezaubert und wir haben in all den Jahren viel gemeinsam unternommen. Wie ein Keulenschlag traf uns daher die Nachricht von ihrer schweren Erkrankung, und es ist nahezu unvorstellbar, dass sie nicht mehr da ist.
Ihre hohen menschlichen Qualitäten sind in ihrer beruflichen Tätigkeit deutlich spürbar geworden. Ihre einfühlsame Art und ihr voller Einsatz für jedes Projekt, für das sie als Editorin tätig war, hat ihr die Hochachtung und verdiente Anerkennung der Branche eingebracht. Ihr hohes fachliches Können hat sie in zahllosen Produktionen unter Beweis gestellt, von denen so manche zu Eckpfeilern der heimischen Film- und Fernsehlandschaft wurden. Sie wurde dadurch zum Vorbild vieler junger Kolleginnen und Kollegen.
Daniela zu begegnen war immer auch mit Wohlgefühl verbunden. Ihre noble Art, die vor allem im unverwechselbaren Timbre ihrer Stimme zum Ausdruck kam, fügte sich wohltuend in jede Kommunikation ein, sie liebte den Konsens und trug stets entscheidend dazu bei, dass er zustande kam. Dabei signalisierte sie ihrem Gegenüber immer Wertschätzung und ehrliches Interesse an der anderen Sichtweise. Trotzdem hatte sie eine klare Haltung, die sie immer in überlegten Worten zu vertreten verstand. Man hörte man auf sie.
Legendär auch ihre Verlässlichkeit, sie war schlicht da, wenn sie gebraucht wurde. Freundschaft war für sie alles andere als ein leerer Begriff. Die Hingabe, mit der sie sich einer Sache widmete, zeichnete sie auch in ihrem Beruf aus. Sie gab ihren vielen Regisseurinnen und Regisseuren stets das angenehme Gefühl, dass ihre Projekte bei ihr bestens aufgehoben sind.
Die Filmschaffenden verdanken Daniela eine ganze Menge. Schon früh hat sie sich für ihre Editorenkolleginnen und –kollegen eingesetzt und hat viele Jahre deren Berufsverband geleitet. Ihr unermüdliches Engagement in unserer Verwertungsgesellschaft VdFS hat entscheidend zu deren Erfolgsgeschichte beigetragen. Sie besaß die in unserem Umfeld leider so selten gewordene Gabe der sozialen Verantwortung aus Menschenliebe, sie hatte ein großes Herz für alle, und sie hat niemals gezögert, zu helfen, wo immer es nötig war. Persönlich wird mir ihr verschmitztes Lächeln, hinter dem man die große Lebensfreude spürte, die sie durchdringen konnte, unvergesslich bleiben!
Die Lücke, die sie hinterlässt, ist leider allzu groß …
Kurt Brazda, Regisseur, Kameramann
Danielas Tod ist ein Schock und hinterlässt Ratlosigkeit und Leere – warum sie, warum jetzt, warum so?
Noch vor wenigen Wochen bei der Generalversammlung des Verbandes war es wie immer: Danielas Lächeln, ihr einzigartiger
Charme, ihre Liebenswürdigkeit, die Offenheit, mit der sie jede Meinung ernst nahm, die Großzügigkeit, jede und jeden in unseren Kreis aufzunehmen, um so die Anliegen des Berufstandes zu stärken. Sie war die ideale Gastgeberin – auch im übertragenen Sinne: jemand, die einen Rahmen schafft, in dem sich das verschiedenartige Leben tummeln und zur Entfaltung kommen kann. Ihr menschliches und kulturelles Interesse galt einem breiten Spektrum, vom verstörenden Avantgardefilm bis zum breitenwirksamen Werk, von jungen Kolleginnen, die kleine Beiträge schneiden, bis zur etablierten Szene. Mit cooler Ruhe, Besonnenheit und Wärme konnte sie unseren bunten Haufen von Mitgliedern in ihrer eleganten Art vereinen. Sie war unsere Obfrau, die bereitstellte, statt zu führen, sie brachte die Gedanken in Schwingung, statt diese zu lenken.
Danielas vielfältiges kulturpolitisches Engagement war nicht von persönlichen Intentionen geprägt – es war Ausdruck einer zutiefst gemeinschaftlich empfindenden Frau, die es als selbstverständlich sah, Teil von Institutionen zu sein, die unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern. Doch diesen Kampf führte sie nie verbissen oder harsch, sondern immer mit dem ihr eigenen und unverwechselbaren Abwägen der verschiedenen Standpunkte. Da war sie ganz Diplomatin und verriet dennoch nie ihre Position. Und sie war ganz Editorin, die alle Perspektiven auslotete.
Daniela war jemand, der ich immer vertrauen konnte – in ihrem Denken und in ihrem Tun. Sie war für mich ein strahlender und wichtiger Mensch, ein Fixpunkt im österreichischen Filmschaffen, aber auch ein Fels in meinem Leben. Ich durfte mit ihr viele Aktivitäten des Verbandes gemeinsam entwickeln, viele Frage-stellungen gemeinsam erörtern, und es wäre noch so vieles
gewesen, das erfunden und getan hätte werden können! Mit ihr schien alles möglich, wurde alles zum Ereignis, alles bekam einen weitreichenden Sinn. Nun müssen wir ihren Tod als Teil ihres Lebens betrachten und ein Zusammenkommen mit ihr kann nur mehr in unserer Vorstellung stattfinden. Halten wir uns diese Vorstellung für immer lebendig!
Karina Ressler, Editorin, Kollegin und über lange Jahre Danielas
Obfrau-Stellvertreterin im Österreichischen Verband Filmschnitt aea.
Zu Daniela habe ich immer mit großer Freude aufgeblickt und gestaunt, mit welch freundlicher Grandezza sie unseren Berufsverband geführt hat, mit wieviel Liebe sie für ihre Arbeit ausgestattet war, und wieviel Würde, Sympathie und Diplomatie sich in einer Person vereinen können.
Evi Romen, Editorin und Regisseurin
Wie ein Blitz hat die Nachricht über den Tod von Daniela eingeschlagen. Wir sind alle fassungslos, dass unsere liebe Kollegin Daniela plötzlich aus unserer Mitte gerissen wurde.
Daniela hat eine große Lücke hinterlassen. Zu vielfältig waren ihre Betätigungsfelder, zu groß ihr Herz für den österreichischen Film, als dass man diese herausragende Frau so einfach ersetzen könnte.
Handwerkliches Können, eine, die auf ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaut hat, den Nachwuchs gefördert und unterstützt hat, ihren Horizont ständig erweitert hat, so ein Mensch war Daniela. Stets wohlwollend, elegant und authentisch. Daniela war als Netzwerkerin bei Filmfesten, Branchentreffen und gesellschaftspolitischen Diskussionen genauso, wie sie als Mensch war: warmherzig, diskussionsfreudig, zugewandt, direkt. In meinem letzten Gespräch mit ihr sagte sie: „Je älter ich werde, desto weniger pfeif‘ ich mir …“ Diese Geradlinigkeit ist wohl ein großes Erbe, das sie uns allen hinterlässt. Sie hat durch ihre Arbeit viele Menschen berührt und inspiriert. Über den Film als achtenswerte Kunstform hat sie nie etwas kommen lassen. Umsichtig, zuverlässig und extrem sympathisch. Ihr Anspruch war immer auf dem höchsten Niveau.
Daniela ist viel zu früh gegangen. Ihre gute Laune war ansteckend. Ihre liebenswerte Art, ihre große Hilfsbereitschaft und ihr Sinn für Humor werden uns sehr fehlen.
Den Hinterbliebenen spreche ich mein tiefempfundenes Mitgefühl aus.
Britta Nahler, Editorin
Liebe Daniela!
Die Zeit unserer Zusammenarbeit war viel zu kurz. Ich hab’ dich immer als höchst professionellen, liebenswerten und wunderbaren Menschen kennengelernt und geschätzt.
Gemeinsam durften wir auf der Studioparty noch auf unser Wirken und das Leben anstoßen, wahrlich eine schöne Art dich in Erinnerung zu behalten.
Du wirst uns allen sehr fehlen. Ruhe in Frieden!
Bernd Dormayer, Blautöne
Liebe Daniela,
jedes Mal, wenn ich wusste, du kommst zu einer Abnahme zu uns, habe ich mich darauf gefreut, einen Kaffee mit dir zu trinken und dabei ein bisschen zu plaudern. Es ist einfach nicht zu fassen, dass das nicht mehr möglich sein wird.
Wir werden dich sehr bei uns vermissen!
Alles Liebe, Eva
Eva Reithofer, Blautöne
Liebe Daniela,
Du warst uns eine wunderbare Kollegin, ein sonniger und freundlicher Mensch, der immer den Blick auf das Wesentliche hatte. Vor allem dein Lachen, deine Fröhlichkeit wird uns wirklich sehr abgehen. Unerwartet und ehrlicherweise schockierend war es für mich und alle Kollegen, dass du so plötzlich von uns gegangen bist. Wir denken an dich.
Thomas Kathriner, Blautöne
„Man muss nur den überflüssigen Marmor weghauen!“ – Gedanken zu meiner langjährigen Editorin Daniela Padalewski-Gerber.
Kennengelernt habe ich Daniela bei einer Produktion, die eigentlich nach sechs gedrehten Folgen auf der Kippe stand. Ein Wiener Produzent, mit dem ich zuvor – unter nicht immer einvernehmlichen Umständen – mehrere Folgen einer Krimiserie am Mondsee gedreht hatte, fragte mich zu meiner Überraschung, ob ich bereit sei, für ihn zwei Folgen einer neuen Krimireihe zu drehen, von denen es abhing, ob weiterproduziert werde. So trafen wir uns zu einem bemerkenswerten Briefing auf dem Küniglberg mit der damaligen Programmintendantin Kathrin Zechner. Als Referenz für die neue Ausrichtung wurden uns Tatort-Folgen gezeigt und Szenen aus bereits gedrehten Folgen dieser Serie gegenübergestellt. Überflüssig zu sagen, welche aufwändiger waren, aber so sollte das neue Material aussehen, falls die Serie weitergehen sollte. Die Latte lag also hoch.
Der Produzent verpflichtete Dietmar Schönherr und Toni Sailer, ich bekam den wunderbaren, leider viel zu früh verstorbenen Martin Stingl für die Kamera, wir waren frech, drehten unsere beiden Folgen, Daniela schnitt das Ganze, und der Rest ist Geschichte: Die Serie läuft heuer, in ihrem 20. Jahr, aus. Ich selbst durfte noch weitere 53 Folgen drehen, und bei allen – bis auf vier – war die wunderbare Daniela Padalewski meine Cutterin. Aber eben nicht nur Cutterin, sondern oft genug Mediatorin bei den zahlreichen Differenzen, kreativen Differenzen zumal, die mir meine zeitweise etwas rebellische Natur in Österreich einbrachte, wo das Verhältnis von Produzent zu Regie doch etwas hierarchischer gehandhabt wurde, als es mir gefallen wollte. Daniela richtete es immer wieder mit großem diplomatischen Geschick, und es wurden dann auch eine große Freundschaft und über 15 Jahre Zusammenarbeit daraus, und viele, viele Folgen, an die ich mich mit großer Freude erinnere.
Als jemand, der von den einzelnen Faktoren, den Gewerken, den Menschen und Umständen gerne positiv überrascht wird (denn, ehrlich gesagt: Regie führen ist nur die Hälfte der Arbeit, die andere Hälfte bekommt man ja eh geschenkt), war es ganz besonders Danielas stets frischer Blick auf das Gedrehte, der mich immer wieder aufs Neue das Material, das ich ja selbst fabriziert hatte, in neuem Licht wahrnehmen ließ. Immer wieder fallen einem erst am Schneidetisch Dinge auf, die man bei aller Sorgfalt im Buch übersehen hatte bzw. die sich erst im visuellen Kontext manifestierten. Dann muss umgestellt werden, vorgezogen oder nach hinten geschoben. Ein neuer Rhythmus muss her, passende Layout-Musik daruntergelegt werden und so weiter und so fort. Alles das beherrschte Daniela mit großer Souveränität.
Aber den allergrößten Spaß machte es, mit ihr die Kürzungen durchzugehen. Seitdem liebe ich diesen Prozess geradezu. Es ist magisch, wie viel eine Geschichte durch Straffung und Weglassung von Redundantem und Überflüssigem gewinnt. Darin war sie absolute Meisterin. So sehr, dass ich den guten Michelangelo zitieren möchte, der, gefragt, wie er denn auf den „Davide“ gekommen sei, sagte: „Der war immer schon da drin. Ich musste nur den überflüssigen Marmor weghauen.“
Auch wenn unsere gemeinsamen Werke dann etwas bescheidener ausgefallen sind als so eine Marmorstatue von Weltgeltung: Liebe Daniela, vielen Dank fürs Weghauen.
Godspeed, liebe Freundin!
Michael Zens,
Regisseur von über 50 Folgen von Soko Kitzbühel
Die Diagonale trauert um Daniela Padalewski-Gerber. Eine Diagonale ohne sie ist eigentlich kaum vorstellbar. Mit ihrem
Engagement und ihrer offenen, positiven freundlichen Art hat sie sich für die Filmschaffenden – allen voran die Editorinnen und Editoren – dieses Landes stark gemacht: als langjährige Obfrau des Österreichisches Verbandes Filmschnitt aea, in ihren Funktionen in der VdFS, der Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden, sowie im Dachverband der Filmschaffenden. An ihrer Seite durften wir in Graz traditionell die Preisträgerinnen und Preisträger für die beste Montage feiern. Dem Festival stand sie stets als treue, interessierte und engagierte Wegbegleiterin nahe. Nun erreicht uns die Nachricht über Danielas plötzlichen Tod.
Wir trauern um den Verlust einer wunderbaren Kollegin. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie, ihren engsten Begleiterinnen und Freunden und allen anderen, die Daniela Padalewski-Gerber schmerzlich vermissen.
Das Team der Diagonale
Die Nachricht vom Ableben von Daniela kam für uns vollkommen unvorbereitet und hat uns tief erschüttert. Sie hatte noch zuletzt unsere gemeinsam mit dem Schnittverband organisierten Screenings wunderbar mitgestaltet und war mitten im Leben unter uns. Daniela war ein großartiger, liebenswerter und unglaublich bescheidener Mensch. Sie hat sich immer für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen eingesetzt und damit auch für unsere Studierenden an der Filmakademie. Dafür bedanken wir uns aus ganzem Herzen. Dass Daniela nun nicht mehr bei uns ist, erfüllt uns mit großer Trauer. Sie fehlt uns. Auf diesem Weg möchten wir unser tiefes Mitgefühl ausdrücken.
Der Fachbereich Schnitt an der Filmakademie Wien
Michael Hudecek, Bernhard Schmid, Philipp Mosser und
Birgit Foerster
Ich habe Daniela Padalewski-Gerber anlässlich des 40-Jahre-Jubiläums des Verbandes Filmschnitt aea kennengelernt, zu dem wir von „ray“ ein umfangreiches Special gestalten durften. Ihre Professionalität, mit der sie uns Kontakte und Material zur Verfügung gestellt hat, und ihre große Freundlichkeit im persönlichen Umgang, auch beim Interview mit dem Vorstand, hat mich sehr beeindruckt. Die Nachricht von ihrem plötzlichen Tod im März 2020 hat mich sehr getroffen. Allein, wenn man sich anschaut, was sie in unterschiedlichsten Funktionen in den letzten Jahrzehnten für das österreichische Filmschaffen geleistet hat, lässt einen ermessen, welch schmerzlicher Verlust das für die gesamte Branche ist. Sie fehlt sehr und wird doch nie
vergessen werden.
Andreas Ungerböck im Namen des Teams des „ray“ Filmmagazins