Kleine große Geschichten des Mit- und Ohne-Einanderseins
Teheran, Getümmel. Zwei Gesprächspartner werden von der Kamera aus der Full-Shot-Menschenmasse herausbegleitet und per Schnitt in ein Taxi gesetzt. Kurz nachdem plötzlich eine Frau zusteigt, klagt der Fahrer über Unwohlsein und bittet die ersten beiden Fahrgäste bestimmt hinaus. Während der Bildausschnitt die Windschutzscheibe bleibt, sprechen nicht mehr Lenker und Beifahrerin, sondern ehemalige Eheleute, die einander nach der Scheidung jahrelang – wohl bis jetzt – nicht gesehen haben. Irgendwann ist die Fahrt vorbei, und auch die beiden verschwinden wieder im Wimmelbild der Stadt. Das heißt auch: Six stories to go, denn Seven Stories About Love ist dem Aufbau nach ein klassischer Episodenfilm.
Nicht heißt dies aber, dass das ewig-riesige Thema Liebe öde, schon zigfach gesehene Abhandlungen erfährt. Die nahtlos ineinander fließenden Variationen, die ihre verschrobene Tragikomik abwechselnd in einem Auto oder in einer Wohnung entfalten, widmen sich der Liebe in wenig spektakulären Erscheinungsformen – und kommen vielleicht gerade dadurch an etwas Wahres heran. Episode zwei etwa ist ein leidenschaftlich, aber nicht bösartig geführter Disput über die richtigen (oder eher die falschen) Wandfarben, ein ganz normales „Drama“ eben. Ernster wieder die nächste PKW-Szene. Diesmal hat ein Paar seine Scheidung noch gar nicht der Familie gebeichtet und bespricht Strategien – was die Regiepartner Allahyari und Behdad uns aus zwei Blickwinkeln miterleben lassen. Auch ein Problem verhandelnd, aber kecke Lebensfreude ausstrahlend die folgende Apartment-Sequenz: Beratung über Außereheliches bei Haarefärben und Gesichtsmaske; sanft eingeläutet von einer wunderbaren Gegenlichtaufnahme vor vorgezogenen Gardinen. Nachdem die Reihenfolge dann gebrochen wird – erst Innenraum-Posse mit einem Geheimnis, dann unerwartete Neuigkeiten einer Tochter auf der Heimfahrt vom Flughafen – führt die urbane Reise schließlich zum Bahnhof und natürlich zu ein paar mittlerweile Bekannten. Wer richtig mitgezählt hat, weiß: Auch das ist noch eine Liebesgeschichte. Und wird die wohl persönlichste Episode von allen besonders lesen können.
Miniatur für Miniatur: erstaunlich, wie sich mit reduzierten Mitteln eine profunde gesellschaftliche Bestandsaufnahme erwirken lässt, bei der noch dazu Unterhaltung nicht zu kurz kommt. Mit gutem Zeit- und Raumgefühl ist das nicht nur möglich, sondern wirkt auch geradezu leichtfüßig; dieser Film ist Beweis. Ein rauer und doch filigraner Stadt-Film, mit ganz vielen weichen Ecken und einladenden Schlupflöchern.