ray Filmmagazin » Filmkritiken » Sisi & Ich
Sisi & Ich

Filmstart

Sisi & Ich

| Pamela Jahn |
Sandra Hüllers sympathisch-schräge Hofdame stiehlt der Kaiserin die Show.

Als die Gräfin auf Korfu ankommt, ist die Kaiserin schon da. Elisabeth von Österreich (Susanne Wolff) hat sich zeitweise auf der griechischen Insel eingerichtet, um der Enge des Wiener Hofs und ihrer zunehmend abgekühlten Ehe zu Franz Joseph (Markus Schleinzer) zu entfliehen. Und Irma (Sandra Hüller), deren Familie dem alten ungarischen Adel entstammt, soll der rastlosen, rebellischen Monarchin von nun an auf ihren endlosen Reisen treue Dienste leisten, weil ihre bisherige Hofdame nicht mehr Schritt halten kann. Es ist ein Glück für beide. Als die Frauen aufeinandertreffen, stimmt die Chemie sofort: Irma, die noch nie ein Interesse an Männern hatte, ist zutiefst fasziniert vom unkonventionellen Geist der Kaiserin, die sich und ihren Vertrauten das Essen verbietet und auf stundenlangen Märschen durch die Landschaft streift. Und auch Elisabeth spürt schnell, dass ihre neue Gesellschafterin mehr als nur eine gehorsame Bedienstete ist.

Frauke Finsterwalders Sisi & Ich erzählt, wie sich die beiden Frauen einander annähern, gegenseitig Vertrauen schenken und immer wieder auf die Probe stellen. Es ist die Geschichte einer Freundschaft, einer Liebe, auch eines Abschieds, der Film endet mit dem Attentat auf die Kaiserin am 10. September 1898 bei einem Spaziergang in Genf. Das Drehbuch hat die Regisseurin erneut mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Christian Kracht, geschrieben, der bereits an der Vorlage zu ihrem ersten Spielfilm Finsterworld (2013) beteiligt war. Auch Sandra Hüller spielte in dem surrealen Deutschlandmärchen mit. Diesmal jedoch hat ihr Finsterwalder eine Rolle auf den Leib geschrieben, die perfekt zu ihr passt, weil ihre Irma bei aller oberflächlichen Einfalt und Bodenständigkeit immer ein bisschen fremd wirkt, irgendwie schräg, komisch und menschlich zugleich.

Im Zusammenspiel mit Wolffs Elisabeth wird daraus ein Film, der sich dem unvermeidlichen Vergleich mit Marie Kreutzers Corsage nicht erwehren kann und dabei ungünstige, weil allzu offensichtliche Parallelen offenbart – von einzelnen Handlungselementen bis hin zur modernen Inszenierung mit Popmusik. Trotzdem gelingt es Finsterwalder, ihren eigenen Rhythmus zu finden, der weniger sperrig ist und ungeniert auch manchmal auf platten Humor und kitschige Romantik setzt. Dadurch wirkt ihr Sisi-Porträt vielleicht nicht immer so selbstbewusst wie es aufzutreten versucht. Aber Hüllers zentrale Präsenz ist ein entscheidender Pluspunkt und ausschlaggebend dafür, dass sich auch dieser Film nahtlos in den derzeitigen Hype um die eigenwillige, freiheitsliebende Kaiserin einreiht.