Vor dem Riesenrad im Wiener Prater invadieren Klassiker des Science-Fiction-Genres.
Jahrmärkte und Vergnügungsparks waren schon immer spektakuläre Imaginationsbühnen für das Utopische, Phantastische, Außerirdische. So war es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Praterfilmfestival, welches seit seiner Premiere 2005 stets ein programmatisches Naheverhältnis zu seinem Ort als traditionsreiche Attraktionsstätte pflegt, den weitläufigen und vielfältig funkelnden Kosmos des Science-Fiction-Kinos ins Visier nimmt.
Das Programm „Zeit.Maschine.Kino“ liest sich wie eine kurze Geschichte des ungebrochen publikumswirksamen Genres (die hier allerdings in den 80er Jahren endet), misst in 25 Filmen dessen ästhetische und thematische Dimensionen exemplarisch aus. Der Spannungsbogen reicht von wegweisenden Frühwerken, wie den in monumentalen Kulissen inszenierten, zivilisationsutopischen Entwürfen Metropolis (1925/27) und Things to Come (1936), über das allseits beliebte camp-SciFi-Movie Barbarella (1968), in dem sich Jane Fonda auf charmante, schmuddel-psychedelische Liebesmission quer durchs Weltall begibt, bis hin zu Ridley Scotts klaustrophobischer Space-Horror-Oper Alien (1979).
Keinesfalls fehlen darf in einer solchen Schau freilich das damals extrem populäre Science-Fiction-Schaffen der 50er Jahre, jene bisweilen kultisch verehrten B-Filme, in denen die einst um sich greifende Cold-War-Propaganda nur allzu oft den Ton angibt und die allgemeine Angst vor der Atombombe ihren Niederschlag in visuell effektgeladenen, aus heutiger Sicht geradezu himmelschreiend komischen Schreckensszenarien findet – so etwa The Blob (1958), in dem der rote Auswurf eines Meteoriten beträchtlichen Appetit auf Menschen entwickelt.
Zu den beeindruckendsten Filmen aus diesem Fundus gehört zweifellos auch die hierzulande selten gezeigte Howard-Hawks-Produktion The Thing From Another World (1951, gewissermaßen die Vorstufe zu John Carpenters Schocker The Thing, 1982), in der ein blutrünstiges Pflanzenwesen eine ganze US-Nordpolstation in helle Aufruhr versetzt. Zwar lässt sich auch hier im extraterrestrischen Invasor ein Synonym für den „sowjetischen Aggressor“ erkennen, aber Regisseur Christopher Nyby (dem Howard Hawks in manchen Szenen kurzerhand zur Hilfe eilte) zeigt in seiner Inszenierung dann doch weniger Interesse an der Bedrohung von außen als an den spitzzüngigen Reibereien innerhalb der stationierten Männertruppe und formt daraus ein packendes Konfliktdrama, in dem die nächtlichen Schneestürme der Arktis den atmosphärisch-finsteren Rahmen bilden.
Ein weiteres Highlight stellt gewiss der Robert-Wise-Klassiker The Day The Earth Stood Still (1951) dar, dem im Kontext seiner Zeit insofern eine Sonderstellung zukommt, als hier der Besucher von outer space in ausdrücklich friedvoller Absicht anreist. Gleich einem Messias schwebt er in seinem UFO herab, beginnt als Mr. Carpenter unter den Erdbewohnern zu leben, wird von US-amerikanischen Militärs gejagt und erschossen, aber von seinem mitgebrachten Polizei-Roboter von den Toten wieder erweckt. Die überdeutliche, von Wise angeblich nicht bemerkte christliche Metaphorik ist es denn auch, die dem Film heute seinen skurrilen Reiz verleiht. In einer rührigen Predigt warnt der Außerirdische die Menschheit vor den Folgen einer nuklearen Katastrophe, ehe er wieder sanft ins All entschwindet: Christi Himmelfahrt im Special-Effect-Zeitalter.