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Sophie-Stockinger
Figuren eine Stimme geben

Das Schauspielvirus erfasste Sophie Stockinger, die 1997 in Wien zur Welt kam, bereits in sehr jungen Jahren. Im Alter von elf begann sie mit dem Theaterspielen, aus dem anfänglichen Spaß wurde schnell Leidenschaft: „Ich liebe diesen Beruf, weil man die Gelegenheit bekommt, sich mit den unterschiedlichsten Themen, Biografien und Zeitepochen auseinanderzusetzen. Ich kann Figuren eine Stimme geben, die vielleicht sonst nicht so oft gehört werden – das finde ich unglaublich wichtig. Darüber hinaus ist Schauspielen immer eine Selbsterfahrung, auch wenn das ein wenig egozentrisch klingt. Aber tatsächlich ist man fast in jedem Augenblick mit den eigenen Stärken und Schwächen konfrontiert und kann diese in die Figur einfließen lassen. Oder auch nicht.“ Stockinger, die regelmäßig auf der Studiobühne der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin zu sehen ist, war 2019 als Beste Hauptdarstellerin für den Österreichischen Filmpreis nominiert. Die Hauptrolle im Coming-of-Age-Film L’Animale war dabei insofern eine Herausforderung, als die Figur der Mati „eher weiter weg von mir als Privatperson liegt“. Dass sie solche Herausforderungen meistert, mag auch an der stetigen Weiterentwicklung ihres Schauspielstils liegen: „Jetzt, wo ich an einer Schauspielschule studiere, bekomme ich fast täglich die Möglichkeit, über mein Spiel zu reflektieren. Das ist gut und wichtig und manchmal auch sehr frustrierend. Ich würde sagen, ich habe einen sehr ,verkopften‘, also scharf am Denken orientierten, aber dennoch intiuitiven Spielstil.“

Theater und Film schätzt Stockinger dabei gleichermaßen, eine Entscheidung zwischen beiden würde ihr schwerfallen: „Film und Theater funktionieren so unterschiedlich und erfordern eine unterschiedliche Arbeits- und Spielweise. Am Theater gibt es spannende ,technische‘ Herausforderungen, beispielsweise, ein intensives Gefühl bis in den letzten Rang zu transportieren, ohne dabei übertreiben zu müssen oder die Zusehenden an komplexen Gedankengängen teilhaben zu lassen. Beim Film kann ich mit der kleinsten Geste eine ganze Welt erzählen – die Herausforderung, das Gedachte und Gefühlte auf natürlichste Weise zum Ausdruck zu bringen, interessiert mich.“

Nominierungen und Preise sieht sie einerseits als Ehre, andererseits als Momente, aus denen man Kraft schöpfen könne, wenn es einmal nicht so gut läuft. Zum gesellschaftlichen Stellenwert ihres Berufs hat Stockinger, die man heuer in der Serie Walking on Sunshine sehen konnte, eine pointierte Ansicht: „Meine Meinung ist, dass dieser Beruf eine wichtige und durchaus auch politische Funktion innerhalb einer Gesellschaft einnimmt. Als Schauspielerin habe ich Verantwortung nicht nur gegenüber den Figuren, die ich verkörpere, sondern auch gegenüber meinen Kolleginnen und Kollegen vor und hinter der Kamera. Und natürlich auch dem Publikum gegenüber. Das heißt für mich, meine Arbeit ernst zu nehmen und immer darüber zu reflektieren, wessen Geschichte ich in welchem Rahmen erzähle – und das hoffentlich niemals ohne Spaß und Leidenschaft!“