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Konzerthaus
Die Nibelungen © Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung

Film + Musik

Sound and Vision

| Günter Pscheider |
Die beliebte Reihe „Film + Musik“ im Wiener Konzerthaus geht in die nächste Runde

Von Oktober 2025 bis Juni 2026 kommen Fans gewaltiger Bilder und Töne im Großen Saal des Wiener Konzerthauses wieder voll auf ihre Kosten. Live-Klavierdarbietungen zu Stummfilmen sind zwar ein fixer Bestandteil vieler Veranstaltungen – etwa im Filmarchiv Austria –, aber eine riesige Leinwand und den Klang eines Orchesters in optimaler Akustik kann man nur beim Zyklus Film + Musik erleben. Tickets für die einzigartige Klangqualität des Großen Saals sind ab sofort erhältlich; im Abo sind die insgesamt fünf Aufführungen deutlich günstiger.

Die Reihe startet am 5. Oktober: A Cottage on Dartmoor von Anthony Asquith aus dem Jahr 1929. Die Dreiecksgeschichte um sexuelle Obsession, Schuld und Vergebung zählt zu den letzten britischen Stummfilmen, in einer Szene wurden bereits erste hörbare Dialoge eingesetzt. Der expressive Stil und der subtile Spannungsaufbau zeigen, dass das britische Stummfilmkino mehr zu bieten hatte als als die Filme des jungen Hitchcock. Der preisgekrönte österreichische Jazzpianist und Komponist Benny Omerzell hat einen neuen Score für Klavier und Electronics geschaffen.

Am 14. und 15. Februar 2026 steht mit Fritz Langs zweiteiligem Epos Die Nibelungen ein Höhepunkt des Zyklus auf dem Programm. Der Film wurde von Nationalisten häufig als Heldenepos rezipiert; tatsächlich zeigen Lang und seine Drehbuchautorin (und Ehefrau) Thea von Harbou in opulenten Bildern den Untergang einer machtgierigen Elite, die alles tut, um ihren Einflussbereich zu erweitern. Ausstattung, Kameraarbeit und Schauspiel waren wegweisend für den Monumentalfilm der 1920er-Jahre. Auch die kraftvolle Musik von Gottfried Huppertz – neu interpretiert vom Radio-Symphonieorchester unter der Leitung von Frank Strobel – wird im Konzerthaus mit Sicheheit ihre Wirkung zeigen.

Ein stilistisches Kontrastprogramm bietet Die Austernprinzessin von Ernst Lubitsch (1919), die am 29. April gezeigt wird. Auch über 100 Jahre nach ihrer Entstehung bezaubert diese Komödie um eine verwöhnte Industriellentochter, die unbedingt einen Prinzen heiraten will, mit ersten Ausprägungen des eleganten „Lubitsch Touch“. Auch ohne pointierte Dialoge erkennt man die Handschrift eines scharfsinnigen Beobachters menschlicher Schwächen. Man darf gespannt sein, wie das Ensemble Phace die eigens komponierte Musik von Martin Matalon live umsetzt.

Abgerundet wird der Zyklus mit den Abenteuern des gerissenen Verbrechers Fantômas von Louis Feuillade (1913/14). Fantômas  – Im Schatten der Guillotine bringt erstmals die später (etwa durch Louis de Funès und Jean Marais) ikonisch gewordene  Kombination aus Superschurke und cleverem Kommissar auf die Leinwand. Der jazzige Soundtrack von Pianist Gabriel Cazes und Trompeter Nicolas Giraud wird eine klangliche Brücke zu den französischen Gangsterfilmen der 1960er- und 70er-Jahre schlagen