ray Filmmagazin » Filmkritiken » Sparschwein
SPARSCHWEIN

Filmstart

Sparschwein

| Ania Gleich |
Eine Mockumentary zwischen Geldstreik und Protestcabrio

 

Christoph Schwarz hat Geld schon immer beschäftigt. Am meisten dann, wenn er es nicht hatte. Kein Wunder also, dass der Filmemacher gleich zusagt, als sich die Möglichkeit ergibt, vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk finanziert ein Jahr lang einen „Klimastreik“ im Selbstversuch zu riskieren. Und natürlich entscheidet sich Schwarz für einen Protest mit dem kapitalistischen Symbol No. 1: dem Geld. Nur gibt es da rasch einen Haken, radelt der Künstler doch genau zur selben Zeit mit seiner Freundin im Waldviertel zufällig an einem kleinen Landhaus vorbei. Der Kaufpreis: 90.000 Euro. Just genau so viel wie die Fördersumme des ORF! Kurzentschlossen kauft Schwarz also mit dem Produktionsgeld das Wochenendhaus und bestreitet in dieser Doppelbödigkeit seiner Finanzen den geplanten Selbstversuch – ein Jahr ohne finanzielle Einnahmen und Ausgaben. Die Wohnungsmiete bezahlen die Eltern, das Essen wird gedumpstert und für alle weiteren Vergnügungen müssen die Freunde zahlen, die diese mit Christoph unternehmen wollen.

In seiner Beschäftigung mit der Klimakrise kommt der Filmemacher bald schon mit diversen Protestbewegungen in Berührung. So containert er mit Robin Food, setzt sich mit Extinction Rebellion auf die Straße und begleitet die gesamte LobauBleibt-Bewegung nicht nur aktivistisch, sondern auch künstlerisch. Dazwischen bestellt Christoph Schwarz auch einmal fünfzehntausend Euro Falschgeld, verbrennt dieses rituell mit seinen Freunden oder pflanzt in einem Kreisverkehr im dritten Wiener Gemeindebezirk ein Kartoffelbeet. Zwischen Update-Sitzungen beim ORF, die das Projekt laufend begleiten, werden Schwarz’ Ideen dabei immer ausgefallener. Während er immer mehr zu einem wirklichen Klimaaktivisten wird, kann Schwarz nicht mehr mit seiner Lüge leben. Er beichtet dem ORF seine Sünde und schreibt den Film zu einer Mockumentary um. Alle sind zufrieden.

Was Sparschwein schafft aufzuzeigen, ist die Ambivalenz, mit der sich wohl viele Menschen im Alltag zur Klimakrise verhalten. Man will etwas tun, aber dann doch nicht auf den Supermarkt verzichten. Man will mehr mit der Bahn fahren, aber der Kühlschrank transportiert sich eben doch besser mit dem Auto. In sehr verspielter Manier schafft es Schwarz, diesen Zwiespalt im Selbstversuch zu erarbeiten. Mit witzigen Ideen und viel Humor holt er dabei auch noch ganz viele Leute mit ins Boot. Was am Ende Fake, was Realität ist, ist gar nicht mehr so wichtig, denn ein bisschen Kapitalismus liegt wohl in jeder Wahrheit.