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Spring Breakers

| Roman Scheiber |

Harmony Korine auf Acid: aberwitzige Teenie-Gangster-Party-Phantasie

Dieser Film sieht aus, als hätte ein Acid-abhängiger Action Painter mit einem Faible für Girlie-Schönheiten und einer Neigung zum Melancholischen zu viel Pulp im Kino gesehen, zu tief in den Farbtopf gegriffen und im Drogendelirium beschlossen, die Farbe nicht einfach auf die Leinwand zu werfen, sondern damit ein Party-Movie zu schreiben.
Harmony Korine, Autor der von Larry Clark inszenierten Skandalfilme Kids (1995) und Ken Park (2002), Freund von Werner Herzog, hat seit seinem Regiedebüt Gummo (1997) und dem Wackelkamerawerk Julien Donkey Boy (1999) einen Ruf als Enfant terrible zu verteidigen. In seinem Grenzgang zwischen Kunst und Trash war er noch nie ein Meister des Subtilen, aber derart schamlos Tarantino zu kopieren, das hätte man ihm dann doch nicht zugetraut. „Mädchen in Bikinis mit großen Knarren im Anschlag“ hatte Korine laut eigener Aussage im Sinn. Das sieht man, und was man noch sieht, sind erbarmungslos redundante Slow-Motions von wackelnden Silikonbrüsten und Mädchenhintern, Plastikschläuche, mit denen Alkohol in Jungleiber getrichtert wird, immerhin auf einen hübschen Soundteppich zwischen Dubstep und Electro gekotzt (Musik: DJ Skrillex und Soderbergh- bzw. Winding-Refn-Komponist Cliff Martinez).
Spring Break. Zeit für schulbankmüde und vergnügungssüchtige US-Youngster, besinnungslos ihr Fleisch an fremdem Fleisch zu reiben. Unter ihnen auch ein Mädchenquartett aus dem hinterletzten faden Kaff – besetzt mit der Ehefrau des Regisseurs, Rachel Korine, dem Model Ashley Benson und den herzigen Teenie-Stars Selena Gomez (unbegabt) und Vanessa Hudgens (nicht ganz unbegabt). Die Girl Gang hat nur blöderweise nicht das nötige Kleingeld für den Ausflug und muss deshalb ein Diner überfallen.
Ernst zu nehmen ist das eh nicht. Dennoch könnte die Story dürftiger kaum sein, bis endlich James Franco als Crystal-zahngeschädigte Karikatur eines Drogenbosses hinzukommt und mit den übrig bleibenden Blondinen u.a. eine witzige Erotikszene drehen darf. Eine Revenge-Phantasie rundet das Ganze ab, wobei zu diesem Zeitpunkt zwischen den bizarr aufgepimpten Sex-and-Crime-Obsessionsbildern längst ein zärtliches Melodrama durchscheinen soll. Soll, weil das Konzept natürlich hinten und vorn nicht aufgeht. Da hilft kein origineller Kamerawinkel von Irréversible-Fotograf Benoît Debie, kein cooler Musikvideo-Look und keine Pixelästhetik als Rauschillustration. Wie wär’s eigentlich, wenn Mr. Korine sich mal als Action Painter versuchte?