Spannende Aufarbeitung des Kriminalfalls um die Restitution von Gustav Klimts Gemälde „Goldene Adele“.
Obwohl das Ergebnis der Klage von Maria Altmann, der Erbin von fünf von den Nazis geraubten Klimt-Bildern, bekannt ist, will man als Zuschauer mehr über die Details dieses beispielhaften Kriminalfalles wissen. Der für den englischsprachigen Fernsehmarkt produzierte Dokumentarfilm beschreibt akribisch den langen Weg der heute 90-jährigen Nichte der porträtierten Adele Bloch-Bauer, gegen alle Widerstände der österreichischen Regierung zu ihrem Recht zu kommen. Die Filmemacher nehmen ganz ihre Position ein, Gegenstimmen fehlen weitgehend, auch weil die Verantwortlichen, wie Ministerin Elisabeth Gehrer, zu keinem Interview bereit waren. So erfährt man im ersten Teil einiges über das Leben der jüdischen Wiener Bourgeoisie in der Zwischenkriegszeit und über die unrühmliche Rolle, die mancher Österreicher beim Raub jüdischen Besitzes spielte. Der zweite Teil erforscht, sehr spannend aufbereitet, die komplexe rechtliche Situation um die Rückgabe der Gemälde und stellt zumindest implizit die Frage, ob der Schutz des Privateigentums über das allgemeine Interesse eines Staates zu stellen ist, der ein Kunstwerk als essenziell für die nationale Identität einstuft.
Der Fokus des Films liegt auf der Frage der Gerechtigkeit und dem beschämenden Umgang der staatlichen Autoritäten mit den Opfern des Naziregimes. Erst 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde eingestanden, dass viele der Bilder der staatlichen Museen auf Grund eines zweifelhaften Deals mit den eigentlichen Besitzern oder deren Erben sich nur vermeintlich legal dort befanden. Damit die oft verarmten Eigentümer wenigstens einen Teil ihres Besitzes wieder bekamen, waren sie gezwungen, den Museen die wertvollsten Stücke als Schenkung zu überlassen. Die teilweise durch gefälschte Schriftstücke untermauerte offizielle Version, dass die besagten Klimt-Bilder dem Museum testamentarisch vermacht wurden, stellt sich, auch durch die umfassende Recherche von Profil-Herausgeber Hubertus Czernin, als unhaltbar heraus. Die Frage, ob es Maria Altmann um „niedere“ Motive wie Rache oder Geld gegangen ist, stellt sich nicht wirklich, ihr Wunsch, dass die Bilder von möglichst vielen Leuten gesehen werden, geht an der Realität des Kunstmarktes vorbei. Wenn der österreichische Staat den Marktwert für die Bilder nicht zahlen will oder kann, kommen eben vermögende Privatpersonen zum Zug, die ihre Sammlung mit Bildern schmücken wollen.