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Suspicion

Serie | Apple TV+

Suspicion

| Pamela Jahn |
Als Star der Serie angekündigt, macht sich Uma Thurman leider rar.

Es fängt, wie so oft, mit einer Entführung an: Der erwachsene Sohn von Katherine Newman (Uma Thurman), einer prominenten amerikanischen PR-Expertin, wird in einem New Yorker Luxushotel vor laufenden Sicherheitskameras von vier maskierten Typen überrumpelt und in einem Koffer abtransportiert. Die Videoaufnahme wird ins Internet geleaked, die Polizei nimmt die Ermittlungen auf, und die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Für Uma Thurman, die eigentlich im Zentrum der Handlung von Suspicion steht, hält die erste Episode des Achtteilers gerade mal einen kurzen Gastauftritt bereit, als sie dem mit dem Fall beauftragten FBI-Agenten Scott Anderson (Noah Emmerich) den Ernst der Lage deutlich macht. Groß, mächtig und gefasst wirkt sie da, wie sich das für eine erfolgreiche Geschäftsfrau, gespielt von einer hervorragenden Schauspielerin, gehört. Aber bereits in dem Moment macht sich der eigentliche Verdacht breit, den die weiteren sieben Folgen dieser neuesten Produktion aus dem Hause AppleTV+ bestätigen: Wenn hier etwas fehlt, dann ist es Thurman selbst.

Der Schwerpunkt liegt stattdessen auf den Verdächtigen, einer scheinbar lose zusammengewürfelten Gruppe von Briten, die sich zufälligerweise alle zum Zeitpunkt der Tat in besagtem New Yorker Hotel befanden und sich nun den bohrenden Fragen von Anderson und seiner von britischer Seite aus agierenden Kollegin Vanessa Okoye (Angel Coulby) stellen müssen. Zu den Beschuldigten gehören etwa die Oxford-Professorin Tara McAllister (Elizabeth Henstridge), der Möchtegern-Profi-Hacker Aadesh Chopra (Kunal Nayyar) und die Finanzberaterin Natalie Thompson (Georgina Campbell), die in einer dramatisch hochgespielten Szene im Brautkleid und vor versammelter Hochzeitsgesellschaft in Handschellen von der Polizei abgeführt wird. Dazu kommen Eddie Walker (Thom Rhys Harries), ein Freund des Entführten, sowie Sean Tilson (Elyes Gabel), der mit Abstand der einzige wahre Kriminelle in diesem seltsamen Figurengespann zu sein scheint.

Und apropos wahr. Es geht in Suspicion, wie so oft, im Grunde auch hier um die Wahrheit. Denn darauf pochen die Entführer: „Tell the Truth!“, fordern sie von Newman und schmücken ihre Forderung sogar mit einem hübschen TTT-Logo aus. Aber die Macher hätten besser daran getan, derartige kreative Anstöße in die Handlung zu investieren, anstatt sie an unwichtigen Details zu verschwenden. Denn um welche Wahrheit es konkret geht, wird bis kurz vor Schluss nicht verraten, wenn man als Zuschauer schon längst aufgeben hat, sich darum scheren. Zwischendurch verbringt die Serie ihre meiste Zeit mit den Ermittlungen, um die Hintergründe der Verdächtigen offen zu legen. Nur sind leider auch die Figuren um Thurman herum zu unsympathisch und eindimensional gezeichnet, als dass sie ihr Publikum über weite Strecke bei Laune halten könnten.

Schade, denn basierend auf dem israelischen Original False Flag von Maria Feldman und Amit Cohen hatte man sich von der Produktion mehr erhofft, vor allem mehr von Uma Thurman, die hier um jede Möglichkeit gebracht wird, dramatisch oder darstellerisch einen Punkt zu landen. Für Genre-Fans reicht es vielleicht, dass die Geschichte grundsätzlich alle nötigen Kernelemente aufweist und zumindest zu Beginn ein vages Spannungslevel aufrecht zu erhalten versteht. Aber auch als solider Serienthriller dürfte Suspicion am Ende nur eine zu vergessende Fußnote in Thurmans Filmografie spielen.