Zwei Widerstandskämpfer geraten in einen moralischen Zwiespalt.
Kopenhagen 1944, Dänemark ist seit vier Jahren von den Nazis besetzt. Bevölkerung und die geduldete Regierung haben sich irgendwie damit abgefunden, doch es regt sich Widerstand. Der 23-jährige Flame (Thure Lindhardt), so genannt seiner roten Haare wegen, und sein zehn Jahre älterer Freund Citron (Mads Mikkelsen) – der einmal bei Citroen gearbeitet hat, daher der Spitzname – gehören einer Widerstandsgruppe an, die beiden sind darauf spezialisiert, dänische Kollaborateure zu liquidieren. Zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Flame, kaltblütig, skrupellos und treffsicher, Citron, der Ängstliche, im Einsatz vor Nervosität schwitzend. Ihre Aufträge kommen, vermittelt vom lokalen Anführer des Widerstandes, direkt aus London. Rückfragen? Unnötig. Doch im Lauf der Zeit kommen Flame und Citron Zweifel, wollen sie doch den eigentlichen Feind ausschalten, nämlich deutsche Offiziere und Gestapo-Leute. Aber dann versagt Flame ausgerechnet beim Attentat auf den vermeintlichen Chef der deutschen Abwehr, Gilbert. Flames Geliebte Ketty, eine undurchsichtige Geheimagentin, behauptet sogar, Gilbert sei Widerstandskämpfer. Plötzlich finden sich die Freunde in einem doppelbödigen Ränkespiel wieder, bei dem die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Flame und Citron müssen die Dinge nun selbst in die Hand nehmen.
Ole Christian Madsens Tage des Zorns beruht auf einer wahren Begebenheit, Bent Faurschou-Hviid und Jorgen Haagen Schmith, die historischen Vorbilder für Flame und Citron, zählen zu den Nationalhelden Dänemarks. Regisseur Madsen hat in der Tradition von Melvilles Armee im Schatten (über die Résistance) oder erst kürzlich Paul Verhoevens Black Book (über den Widerstand in den Niederlanden) eine packende Parabel über Patriotismus und Freundschaft, Verrat und unmögliche Liebe, Schuld und Gewissen inszeniert. Flame und Citron sind zwar Helden des Widerstandes, aber sie sind auch Menschen voller Selbstzweifel. Oft rückt die Kamera ganz nah an ihre Gesichter heran, die von Schweiß überströmt und von Unruhe gezeichnet sind. Tage Des Zorns funktioniert auf zwei Ebenen: zunächst als fesselndes Drama, das dem historischen Rahmen mit detailgenauem Set Design und Kostümen genau nachspürt. Darüber hinaus macht der Film, auch durch die Kommentare Flames aus dem Off, die Bedenken, den moralischen Zwiespalt der Freunde deutlich und fügt so der Erzählung eine weitere Dimension hinzu. Ein kraftvoller Film, ebenso unterhaltsam wie anspruchsvoll.