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Tanz der Titanen / Rumours

Filmstart

Tanz der Titanen

| Alexandra Seitz |
Heiter bis wolkig, Weltuntergang im Schlepptau

Ein G7-Gipfel wie jeder andere. Auf Burg Dankerode im schönen Deutschland ist man zusammengekommen, um sich einer Krise zu stellen. Ein Kommuniqué soll verfasst werden. Oder zumindest einmal eine provisorische Erklärung. Beziehungsweise vielleicht eher ein erster Entwurf. Eine Ideensammlung. Brainstorming. Das Hirn überhaupt erstmal einzuschalten wäre ja vielleicht auch schon mal nicht schlecht. Stattdessen …

Rumours, neuester Streich der Anarchokanadier Evan Johnson, Galen Johnson und Guy Maddin, könnte glatt als Realsatire durchgehen, so gut erfunden ist er; gestern noch in der Tagesschau, heute schon auf der Kinoleinwand.

Als Gastgeberin macht die deutsche Bundeskanzlerin ihrem Spitznamen alle Ehre und bemuttert die Staatenlenker, die sich um sie versammelt haben und das heißt zuvörderst: die Gläser müssen immer gut gefüllt sein. Denn jeder der Staatschefs und -chefinnen hat sein Päckchen zu tragen, nicht nur die Verantwortung für die Schicksale von Millionen von Menschen lastet, auch die persönlichen Lebensumstände sind nicht die einfachsten. Politiker und Politikerinnen sind schließlich auch nur Leute. Der US-Präsident steht an der Schwelle zum Greisenalter und hat mentale Aussetzer, selbige befallen auch den kanadischen Premierminister mitunter, angetrieben allerdings weniger vom Alter als von seiner gescheiterten Affäre mit der britischen Premierministerin. Der französische Staatspräsident wiederum ist ein Sensibelchen, während der italienische Ministerpräsident ein Feigling und der japanische Regierungschef, wie es sich gehört, undurchschaubar ist. Zu allem Überfluss verläuft sich die Gurkentruppe im Anschluss an ein Freiluft-Dinner (nennen Sie das bloß nicht Picknick!) im Wald und trifft dort auf einen Haufen wiederauferstandener und dementsprechend schlecht gelaunter Moorleichen. Ja, es ist dies ein mächtig durchgeknallter Film!

Allerdings auf beunruhigend entlarvende Weise. Wie allgemein bekannt, liegt die Herrschaft über weite Teile unserer gerade eben noch so einigermaßen funktionsfähigen Erdenmurmel in den Händen von gefährlichen Irren, die nicht wissen, was sie tun. Und während der Kapitalismus die Demokratie als nicht wehrhaften Entwurf packen schickt, hält es der Rest der Menschheit mit den drei Affen. Angesichts der Klarsichtigkeit dieser Gegenwartsanalyse bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Allfällige Beschwerden sind in dreifacher Ausfertigung fristgerecht einzureichen beim Salzamt.