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Die Abenteuer von Tim und Struppi

Die Abenteuer von Tim und Struppi

The Adventures of Tintin

| Oliver Stangl |

„Hunderttausend heulende und jaulende Höllenhunde!“ Visuell beeindruckende, unterhaltsame Comic-Verfilmung

Mit den 24 Alben um den heldenhaften Jungreporter Tintin (dt. Tim und seinen treuen Hund Milou (dt. Struppi) hat der Belgier Hergé (1907–1983) Comicgeschichte geschrieben. Die Abenteuer des Gespanns bestechen durch fantasievolle Geschichten, ihren bewusst reduzierten, wunderschönen Zeichenstil und den Witz bei der Charakterisierung der Figuren. Die exotischen Schauplätze dürften mit ein Grund gewesen sein, warum europäische Kritiker Steven Spielbergs ersten Indiana-Jones-Film Raiders of the Lost Ark (1981) mit den Comics verglichen. Spielberg, so die Legende, habe sich nach Lektüre der Kritiken die Comics besorgt und war begeistert. Knapp dreißig Jahre und mehrere Anläufe später ist es nun soweit: Der erste Teil einer gemeinsam mit The Lord of the Rings-Regisseur Peter Jackson geplanten Trilogie kommt ins Kino. Diesen ersten Teil hat Spielberg inszeniert und Jackson produziert, beim zweiten Teil ist Rollentausch vorgesehen. Dass das Projekt für Spielberg eine Herzensangelegenheit ist, mag man auch daran ersehen, dass er Steven Moffat, den vielbeschäftigten Drehbuchautor des aktuellen Doctor Who, monatelang um Mitwirkung bekniete. Die Story beginnt mit Tintins Erwerb eines Modellschiffs, hinter dem bald zwielichtige Gestalten her sind. Im Lauf der Handlung trifft Tintin auf den alkoholkranken und dauerfluchenden Kapitän Haddock, den Nachfahren eines legendären Piraten, der irgendwo einen Haufen Reichtümer hinterließ. Ein actionreicher, mit spektakulären Verfolgungsjagden gespickter Wettlauf gegen die Zeit und um die Welt setzt an, denn ein Nachfahre eines anderen Piraten hat es auch auf den Schatz abgesehen. Kenner werden schon erraten haben, dass es sich um eine (geschickt gemachte) Mischung aus drei Comicbänden („Das Geheimnis der Einhorn“, „Die Krabbe mit den goldenen Scheren“ und „Der Schatz Rackhams des Roten“) handelt. Der Film überzeugt zuallererst auf visueller Ebene (und in 3D): Schauspieler wie Jamie Bell, Daniel Craig und Andy Serkis (Gollum aus Jacksons The Lord of the Rings) wurden mittels Motion Capture Technologie zu lebenden Comicfiguren gemacht und weisen genau den richtigen Mix aus Realismus und Karikatur auf. Die zahlreichen Details sind hochamüsant, der filmische Stil wird dem Look der Comics gerecht. Dass der Film eine Spur zu lang geraten ist und ausgerechnet der Charakter Tintins (vor allem neben dem schillernden, wunderbar von Serkis verkörperten Haddock) ein wenig blass wirkt, tut dem Gesamtvergnügen keinen Abbruch – diese kleinen Mängel können ja in den folgenden Teilen behoben werden.