Mitreißendes Biopic über die prägenden Lehrjahre des späteren US-Präsidenten
„First rule: attack, attack, attack. Second rule: admit nothing, deny everything. Third rule: claim victory, never admit defeat.“ So lauten die Grundregeln, die der mit allen Wassern gewaschene Anwalt Roy Cohn (Jeremy Strong) seinem ehrgeizigen Protegé Donald Trump vermittelt. The Apprentice zeigt die Sozialisation des noch unerfahrenen Millionärssohns bei seinem Weg zum Immobilienmogul in den siebziger und achtziger Jahren. Der Soundtrack mit zeitgenössischen Songs verleiht der dynamischen Inszenierung des in Dänemark lebenden Iraners Ali Abbasi zusätzlichen Schwung. Der herausragende Darsteller Jeremy Strong, 1978 in Boston geboren, verleiht Trumps Mentor Roy Cohn, dessen Biografie ebenso im Mittelpunkt steht wie jene von Trumps frühen Jahren, mit stechendem Blick eine mephistophelische Ausstrahlung. Der Rechtsanwalt erlangte als Chefberater von Senator Joseph McCarthy während dessen berüchtigter antikommunistischer Kampagne in den fünfziger Jahren Bekanntheit und Einfluss. Zu seinen späteren Mandanten zählten neben Trump auch führende Mitglieder der Cosa Nostra wie Anthony Salerno, Carmine Galante und John Gotti, aber auch Steve Rubell, Besitzer des legendären Nachtclubs Studio 54 oder die Erzdiözese von New York. Cohns Verbindungen halfen dem Immobilienspekulanten Trump, Mieter aus Wohnungen zu vertreiben, um auf den Grundstücken Neubauten zu errichten, was in The Apprentice auch zur Sprache kommt. Roy Cohn vertrat mehr als ein Jahrzehnt Donald Trumps Interessen und vermittelte ihm, wie man durch Betrug, Erpressung, Einschüchterung sowie Manipulation der öffentlichen Meinung zu Macht und Reichtum kommt. 1984 wurde bei Cohn AIDS diagnostiziert, er hat seine Homosexualität, die hier explizit thematisiert wird, bis zu seinem Tod verleugnet.
Zu Beginn zeigt The Apprentice wie Trump noch selber Mieten eintreibt, bis sein Vater ihn 1971 zum Präsidenten des familieneigenen Immobilien-Imperiums ernennt. Fortan tat Donald Trump von Größenwahn getrieben alles, um seinen übermächtigen Vater zu übertreffen.
Titeldarsteller Sebastian Stan (Silberner Bär bei der Berlinale 2024 als Bester Hauptdarsteller in A Different Man) stattet seine Rolle mit Trump-typischen Ticks und Verhaltens-Nuancen aus, zeigt ihn als Sexisten und eitlen Egozentriker, der seinen Haarprachtschwund chirurgisch vertuschen und sich Körperfett absaugen lässt. Trumps Anwälte hatten versucht, den Kinostart dieses unvorteilhaften Porträts im laufenden Wahlkampf um die Präsidentschaft zu verhindern.