ray Filmmagazin » Fantasy » Der dunkle Turm / The Dark Tower

The Dark Tower

Der dunkle Turm / The Dark Tower

| Jörg Schiffauer |

Der Versuch, Stephen Kings Fantasy-Epos zu verfilmen, misslingt deutlich.

The man in black fled across the desert, and the gunslinger followed.” Ein eher lapidarer Satz, den Stephen King an den Anfang seines 1982 erschienen Romans „The Gunslinger“ stellt und damit einen scharfen Kontrast zum Umfang und Vielfalt jenes Werks bildet, das damit eingeläutet wird. Denn „The Gunslinger“ ist das erste Buch einer insgesamt acht Bände umfassenden Reihe, die den Titel „The Dark Tower“ trägt. King entwirft darin ein weit verzweigtes, phantastisches Universum, apostrophierte die Saga als sein Opus magnum, was angesichts des ansonsten ebenso umfang- wie erfolgreichen Schaffens des Horror-Königs keine kleine Ansage ist.

King erzählt in der „Dark-Tower“-Saga im Grund eine klassische Geschichte um die Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse, personifiziert durch die Antagonisten im eingangs zitierten Satz. Um den titelgebenden Dunklen Turm, der als eine Art Kraftzentrum des Universums von den finsteren Mächten des Manns in Schwarz attackiert wird, was der Revolverheld zu verhindern versucht, entwickelt King einen aberwitzigen Mix aus Fantasy, Sci-Fi, Western und Horror, mit einer Vielzahl an Handlungsfäden und Charakteren.

Man kann sich also ungefähr ausmalen, welche Schwierigkeiten bei dem Versuch einer filmischen Adaption dieser literarischen Vorlage allein angesichts des Umfangs anfallen. Regisseur Nikolaj Arcel, ein deklarierter King-Fan, der sich als Drehbuchautor skandinavischer Krimi-Verfilmungen – darunter Män som hatar kvinnor (Verblendung), der erste Teil von Stieg Larssons „Millenium-Trilogie oder Kvinden i buret (Erbarmen), nach einem Roman von Jussi Adler-Olsen – und mit der eher spröden Inszenierung des Historiendramas En kongelig affære (Die Königin und der Leibarzt) im europäischen Film und Fernsehen seine Meriten erworben hat, setzt mit The Dark Tower auf eine ziemliche Reduktion des Stoffs. Nun ist erzählerische Ökonomie eine in jüngster Kinovergangenheit eher vernachlässigte Tugend, doch im Fall von The Dark Tower gereicht die Verknappung auf schlanke 95 Filmminuten nicht wirklich zum Vorteil.

Kings imaginatives Kaleidoskop aus Genres, Mythen und Motiven reduziert sich rasch auf eine wenig homogene Oberflächlichkeit, die wenig von jenen suggestiven, psychologisch nuancierten Schreckensszenarien, die Stephen Kings Arbeiten auszeichnen, zu generieren versteht. Ein Teil der Komprimierungsstrategie von Arcel und seinen Drehbuchautoren besteht in einer narrativen Neuausrichtung, wird der Film doch vorwiegend aus der Perspektive eines elfjährigen Buben namens Jake erzählt, mittels dessen albtraumhaften Visionen die Geschichte in Gang gesetzt wird. Jake findet alsbald Zugang zu dem Revolvermann Roland Deschain, der letzte einer Art Bruderschaft, der sich den finsteren Umtrieben des Mannes in Schwarz entgegenstellt. Idris Elba als stoischer Revolvermann und Matthew McConaughey, der dem Bösewicht eine sardonische Boshaftigkeit verleiht, bemühen sich, ihrer Auseinandersetzung, die sich in verschiedenen Welten quer durchs Universum abspielt, die epische Breite der literarischen Vorlage zu verleihen, was jedoch daran scheitert, dass die Inszenierung zusehends zwischen Versatzstücken aus Jedi-Ritter-Ethos, Matrix-Ästhetik und Michael Ende zerbröselt. Womit sich The Dark Tower in die leider recht lange Liste von ziemlich missratenen Stephen-King-Adaptionen einreiht.

 

bannerKinoprogramm