Mit Jim Jarmusch & Co auf Zombiejagd
Es ist was faul im Städtchen Centerville, und zwar gewaltig. Erst verschieben sich Tag und Nacht, dann spielen Hunde und Katzen verrückt und es dauert nicht lang, bis die ersten unschuldigen Bewohner dran glauben müssen. Zunächst vermuten noch alle, dass die seltsamen Vorkommnisse, die Amerikas Hinterland in Unruhe versetzen, allein dem „Polar-Fracking“ geschuldet sind, einer neumodischen Energiegewinnungstechnik, die die Erde aus ihrer Achse gehoben haben soll. Doch das Problem ist, dass die Auswirkungen des „Klimawandels“ im wörtlichen wie im übertragenen Sinn selbst die Untoten aus ihrem Schlaf erwecken. Und damit ist der Feldzug der Zombies, die sich in Centerville aus ihren Gräbern erhoben haben, bald nicht mehr aufzuhalten. Da hilft es auch nicht, sich Amerika wieder weiß zu wünschen, wie Steve Buscemis Vorzeige-Republikaner Farmer Miller oder alle Zombiefilme der Kinogeschichte gesehen zu haben, wie der nerdige Tankwart Bobby Wiggins (Caleb Landry Jones). Entscheidend ist zu wissen, wie man einen Untoten tötet: Kopf ab, Zombie tot – eine Technik, die in ihrer vollkommenen Eleganz zunächst nur die schwertschwingende Leichenbestatterin Zelda Winston (Tilda Swinton) beherrscht. Doch auch die anderen Anwohner von Centerville rüsten sich auf und geben ihr Bestes, um gegen die Invasion Widerstand zu leisten.
Vergeblich. Denn nachdem die Zombies erst mal Blut geleckt haben, gibt es bekanntlich kein Halten mehr. Nicht für die bluthungrigen, schlaftrunkenen Zurückgekehrten und schon gar nicht für Jarmusch und sein treues Ensemble, die mit gekonnt platzierten Selbst- und Fremdreferenzen um sich werfen, als könnten sie mit George-Romero-Zitaten das Unglück vertreiben. Doch der clevere Officer Peterson (Adam Driver) weiß längst, dass die Sache böse enden wird, während Chief Robertson (Bill Murray) die junge Polizistin Mindy (Chloë Sevigny) noch damit zu beruhigen versucht, dass vielleicht alles nur ein böser Traum sei. Nur hat der Chief im Gegensatz zu Peterson nicht das ganze Drehbuch gelesen, denn sonst wüsste er, dass die nach Kaffee, WiFi und Handy-signalen lechzenden Zombies längst nicht mehr aufzuhalten sind. Soweit geht Jim Jarmusch in seiner gemäßigt bissigen Satire mit der Kritik an Trump, dessen Klimapolitik und an dem immer fataler werdenden Rechtsdrall, der nicht nur in der amerikanischen Gesellschaft auftritt. Und im Moment des Sehens macht das alles nicht nur Sinn, sondern durchaus auch ziemlichen Spaß. Nur bleibt am Ende wenig davon wirklich hängen, bis auf Sturgill Simpsons im Film heftig strapazierten Titelsong, der sich als Ohrwurm im Kopf festsetzt, bis es wieder hell wird – im Kino und in der Welt davor.