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The Fountain

The Fountain

| Ralph Umard |

Was ist die Natur des Todes? So lautet die existenzielle Grundfrage in diesem dramaturgisch irritierenden, visuell außergewöhnlichen, zuweilen psychedelischen Kino-Trip.

Unsterblichkeit – seit dem Altertum träumten Menschen vom ewigen Leben, in welcher Form auch immer: in himmlischen oder höllischen Gefilden, als Folge von Wiedergeburten der Seele, oder als Geist. Aus Angst vor dem Tod suchte man Trost in religiösen oder philosophischen Glaubenslehren. Früher forschten Magier, heute Wissenschaftler nach Wegen, Altern und Tod des menschlichen Körpers aufzuhalten oder zu verhindern.

In The Fountain sind drei Reinkarnationen eines Mannes auf der Suche nach Unsterblichkeit. Anno 1535 segelt der spanische Konquistador Tomas nach Mittelamerika, um für seine Königin den angeblich ewiges Leben spendenden Saft eines heiligen Baumes der Mayas zu holen. In der Gegenwart entdeckt der Wissenschafter Tommy Creo ein Mittel, mit dem er den Gehirntumor seiner Frau Izzi heilen könnte, welche ein Buch über die Expedition des Konquistadors Tomas geschrieben hat. In ferner Zukunft steuert der einsame Astronaut Tom in einem blasenartigen Raumschiff, das den Baum des Lebens transportiert, den Sternennebel Xibalba an, wo sich laut Maya-Mythologie das Jenseits befinden soll.

Darren Aronofsky, der in Requiem For A Dream die Hölle des Drogendeliriums erschütternd dargestellt hatte, verquickt in The Fountain Motive aus Christentum, indischen und altamerikanischen Religionen mit Erscheinungen, die an Kubriks 2001: A Space Odyssey oder die Bücher Carlos Castanedas erinnern, zu einer hermetischen Kinovision, die einem bisweilen das Gefühl vermittelt, auf einem halluzinogenen Drogentrip zu sein. Manch einer mag die eklektische Kombination von Elementen aus Kostüm-, Sci-Fi-Film und Liebestragödie, sowie die exzentrische visu-elle Gestaltung mit extremen Nahaufnahmen, Szenenwiederholungen und artifiziellen Bühnenbildern manieriert finden – originell ist sie allemal und geeignet, zum Nachdenken anzuregen.

„Beende es!“ lautet immer wieder die Forderung an den Raumfahrer Tom wie auch an den Mediziner Tommy, der das letzte, fehlende Kapitel in Izzis Buch schreiben soll, als seine Frau stirbt. Genauso ist der Zuschauer aufgefordert, die Handlungsfäden zusammenzuführen, die kryptischen Bildmotive zu deuten, die offenen Fragen zu beantworten. Ist Unsterblichkeit wünschenswert? Was wird aus unserer Seele nach dem Tod? Ist Tod ein Akt der Schöpfung? Eines macht der Film immerhin deutlich: Der Tod ist das einzig Sichere im Leben.