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The Last Duel

Filmkritik

The Last Duel

| Pamela Jahn |
Ridley Scott greift mit einem Historiendrama ein brisantes aktuelles Thema auf.

Es ist schon eine Weile her, dass Matt Damon und Ben Affleck gemeinsam ein Drehbuch geschrieben haben, 24 Jahre, um genau zu sein. Damals entwickelten sie aus einer von Damon stammenden Kurzgeschichte die Vorlage zu Good Will Hunting und wurden dafür 1997 gleich mit einem Oscar belohnt. Jetzt haben die beiden seit ihrer Kindheit befreundeten Hollywood-Stars ein Geschichtsepos verfasst, das, basierend auf wahren Begebenheiten, das letzte, von oberster Instanz angeordnete Duell zweier Edelmänner im spätmittelalterlichen Frankreich nachzeichnet.

Grund für den Zweikampf auf Leben und Tod ist die schöne Marguerite (Jodie Comer), die behauptet, von dem attraktiven Jacques Le Gris (Adam Driver) vergewaltigt worden zu sein, woraufhin ihr holder Gatte Jean de Carrouges (Matt Damon) den Mann, den er einst als Verbündeten glaubte, zum ritterlichen Gefecht herausfordert. Wie es zu dem Vorfall zwischen Marguerite und Le Gris kommt, spielt The Last Duel in drei Teilen durch, jeweils aus der Perspektive des anderen, wobei
Damon und Affleck, der sich selbst die Rolle des Lebemanns Count Pierre d’Alençon zuschrieb, für den weiblichen Part wohlweislich die Filmemacherin und Drehbuchautorin Nicole Holofcener zu Rate gezogen haben.

Unter ihrer Mitwirkung und der Regie von Ridley Scott ist so ein spannendes, aktuell relevantes Historiendrama entstanden, das die Frage von Recht und Unrecht in einer Gesellschaft verhandelt, in der Frauen generell jeder Anspruch auf Wahrheit und Gesetzeskraft versagt ist. Comer gibt ihrer Marguerite dennoch alle Würde, die sie verdient, den Kopf stets hoch auf den schmalen Schultern, auch dann noch, wenn ihr längst klar ist, dass sie auf dem Scheiterhaufen endet, sollte ihr Mann das Duell letztlich verlieren.

Daneben sind es immer wieder die subtilen Nuancen im Drehbuch, die sich dem Zuschauer mit jedem Blickwechsel deutlicher offenbaren, sei es ein unschuldiger Kuss, der plötzlich an Bedeutung gewinnt, oder die eigentliche Vergewaltigungsszene, in der Le Gris Marguerite zum Schweigen anhält, kurz darauf in der Öffentlichkeit jedoch alle Schuld von sich weist, als wäre es überhaupt niemals zu der schicksalhaften Begegnung gekommen.

Ridley Scotts – seine Gladiator-Fortsetzung nimmt nach eigenen Aussagen mittlerweile konkrete Form an – Meisterauge für versiert choreografierte Actionsequenzen kommen im finalen Akt von The Last Duel zur Geltung, während sein langjähriger Kameramann Dariusz Wolski wie gewöhnlich ganze Arbeit leistet, um auch die schlichte Schönheit der mittelalterlichen Innenräume und rauen Landschaften eindrücklich in Szene zu setzen.