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The Meg

The Meg

| Jörg Schiffauer |

Hai-Warnung

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Jonas Taylor (Jason Statham) gilt als ausgewiesener Experte für Tiefsee-Rettungen. Doch im Verlauf einer solchen Aktion sieht sich der erfahrene Taucher einer unerwarteten Bedrohung in Gestalt eines gigantischen Untiers, das die Havarie bei einem verunglückten U-Boot verursacht hat, gegenüber. Als das Biest wieder angreift, muss Taylor die Rettung abbrechen und einige Seeleute zurücklassen. Zudem glaubt ihm niemand die Version vom Ungeheuer, vielmehr wirft man ihm vor, einfach die Nerven verloren zu haben.

Ein paar Jahre später steht ein Forschungsteam vor einer sensationellen Entdeckung, hat man doch eine Meeresregion entdeckt, die noch tiefer als der Marianengraben ist. Zunächst soll ein kleines Tauchboot mit drei Leuten in die unerforschten Tiefen des Ozeans vorstoßen, doch kaum dort angekommen, wird das Team von jenem Ungeheuer attackiert, das schon Taylor so schwer zu schaffen gemacht hat. Dabei handelt es sich um ein Überbleibsel aus Urzeiten, einen Megalodon. Eine recht anschauliche Darstellung dieses riesigen, etwa 20 Meter langen Haifischs, der seit Millionen Jahren ausgestorben ist, findet sich übrigens in der von Peter Benchley verfassten Romanvorlage zu Steven Spielbergs Welterfolg Jaws, in der der Meereskundler Matt Hooper einen Megalodon als „eine Lokomotive mit einem Maul voller Fleischermesser“ beschreibt.

Dem Einzigen, dem man eine Rettungsaktion unter derart erschwerten Bedingungen zutraut, ist besagter Jonas Taylor. Der hat sich jedoch frustriert von dem ihm entgegengebrachten Misstrauen ins Privatleben zurückgezogen. Als er aber erfährt, dass seine Beobachtungen bezüglich des Megalodons sich nun bestätigt haben – und zudem seine Exfrau zur Besatzung des festsitzenden Tauchboots gehört –, beendet er seine selbst gewählte Frühpension und unternimmt alles, um die Crew in Sicherheit zu bringen. Doch den einmal aufgescheuchten Riesenhai hält es bald nicht mehr in den tiefsten Regionen, womit die Probleme bald überhand nehmen.

Der schon ein wenig abenteuerlich anmutende Plot deutet bereits an, welche Richtung The Meg einzuschlagen beabsichtigt: hemmungsloses Schwelgen in einem Subgenre, das im besten Fall zwischen dem Zelebrieren des Genre-Kanons, Hommage und Ironisierung zu changieren versteht. Doch im gegenständlichen Fall kommt das Ganze nie so richtig in Fahrt. Dass man angesichts eines Budgets von knapp 150 Millionen Dollar nicht einmal ein Drehbuch zustande gebracht hat, dass wenigstens einigermaßen funktionierende Spannungsbögen aufzubauen versteht und noch dazu streckenweise langatmig bleibt, erstaunt dann aber doch. Als ebenso schematisch wie die Geschichte erweisen sich auch Charaktere und Figurenkonstellation. Neben offensichtlich vermarktungstechnischen Besetzungen, die sich aus einer US-amerikanisch-chinesischen Koproduktion ergeben (die in ihrem Heimatland China höchst populäre Schauspielerin Li Bingbing hat ebenso eine der Hauptrollen übernommen wie Winston Chao, der bereits in Ang Lees Eat Drink Man Woman zu sehen war, beide liefern übrigens noch die brauchbarsten Leistungen ab), bleiben nur Einfallslosigkeiten über wie eine Computerexpertin vom Typ Lisbeth Salander oder der anfangs etwas ramponierte Action-Man in der Gestalt von Jason Statham, der im Lauf der Handlung natürlich wieder zu alter Stärke findet. Dynamik kommt dabei nie auf. Von der Seiten der Regie durfte man sich keinen großen Kreativschub erwarten, Jon Turteltaub hat in seiner Karriere neben etlichen Belanglosigkeiten mit Phenomenon, einer schlecht verklausulierten Scientology-Verklärung, ohnehin eine filmische Ungeheuerlichkeit zu verantworten.

Wie man einen kleinen, feinen Thriller dieser Art fabriziert, hat Jaume Collet-Serra mit The Shallows (2016) – die von Blake Lively gespielte Heldin rettet sich dabei vor einem Hai auf einen kleinen Felsen – vorexerziert. Weitgehend als single-character-movie in Szene gesetzt, ist The Shallows ein kleines Genre-Juwel (das übrigens nur 17 Millionen Dollar gekostet hat), das jene Hochspannung zu generieren versteht, bei der man den Sitzbezug des Kinosessels zerkratzt. So wird’s gemacht.


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