Hank rennt ...
Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Wer nicht spielt sowieso. Glücksspiel, versteht sich. Jack und Hank haben sich auf Poker spezialisiert. Die beiden leidenschaftlichen Casinogänger verbindet eine Freundschaft, die längst über das gemeinsame Zocken hinausgeht. Jack kann sich mit seinen Einnahmen am Spieltisch mittlerweile sogar ganz gut über Wasser halten. Gerade zurück in Las Vegas kümmert er sich jetzt um seinen Kumpel, der weniger stabil ist – zumindest auf den ersten Blick.
Hank steckt fest im Leben, braucht einen Kick, eine neue Herausforderung. Seine beste Idee: 70 Meilen in 24 Stunden zu laufen, ohne passendes Schuhwerk oder jedes Vortraining. Jetzt. Sofort. 478 Runden um den Block. Der Wetteinsatz ist, wie der Filmtitel andeutet, hoch.
Jack willigt ein, obwohl er weiß, hier geht es um mehr: Hank mag nicht die Ausdauer für einen Dreifachmarathon haben, aber er hat den eisernen Willen eines Typen, der auf Gewinn aus ist, um jeden Preis. Hanks ältere Schwester Janet dagegen vermutet, dass ihr Bruder mit der Aktion buchstäblich gegen das Erwachsenwerden anzurennen versucht. Eine These, die den nicht minder planlosen Mitbewohner Tony überfordert. Er leistet parteilosen moralischen Beistand.
The Million Dollar Bet lief im vergangenen Herbst erstmals auf der Viennale. Und „laufen“ ist in jeder Hinsicht das passende Wort, denn die schmale Prämisse erstreckt sich über den gesamten Film. Hank joggt, schlurft, stolpert die Straße entlang. Pausen sind erlaubt, kosten aber Zeit. Also schleppt er sich immer weiter unter der glühenden Sonne Kaliforniens über den harten Asphalt, während Jack, Janet und Toby ihm vom Gehweg aus zuschauen, Wasser besorgen oder Spaghetti kochen. Kurz: Es passiert sonst nicht viel. Abgesehen von dem gewaltigen Sandsturm, der sich mit alarmierender Schnelligkeit auf die Stadt zubewegt.
Was nicht heißt, dass in diesem wundervollen kleinen Indie-Drama jemals Langeweile aufkommt. Thomas Woschitz erzählt mit schräger Ironie und lakonischem Humor von Hanks Verzweiflungstat, deren Ausgang bis zum Schluss ungewiss bleibt. Spannend wird es, als Hanks Eltern anreisen, um ihren Jungen von seinem Plan abzubringen. Die herrlich bissigen Szenen zwischen Mutter und Sohn gehören zu den stärksten des Films. Aber im Zentrum steht Jacks Beziehung zu Hank, die Woschitz angenehm unsentimental betrachtet. Seine Inszenierung streift dabei ganz unscheinbar so große Themen wie Männlichkeitsideale oder die Suche nach dem Sinn des Lebens. Das macht Spaß und stimmt nachdenklich. Manchmal muss ein Film nicht mehr sein oder wollen, um das Publikum für sich zu gewinnen.