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The Nice Guys

Filmkritik

The Nice Guys

| Jörg Schiffauer |
Die etwas anderen Detektive

Ihre erste Begegnung lässt wirklich nicht den Beginn einer wunderbaren Freundschaft erwarten. Als Privatdetektiv Holland March (Ryan Gosling) den Auftrag erhält, eine junge Dame namens Amelia zu suchen, erhält er unerwartet Besuch von Jackson Healy (Russell Crowe), der ihm die Nachricht überbringt, dies umgehend zu unterlassen. Und weil Healey es berufsbedingt gewohnt ist, den Botschaften seiner Auftraggeber Nachdruck zu verleihen, bricht er March gleich einmal den Arm. Doch weil es ja oft anders kommt, sehen sich der smarte, aber ein wenig tollpatschige Ermittler und der knallharte „Enforcer“ unversehens gezwungen, ihre Kräfte zu bündeln und gemeinsam die Spur der verschwundenen Amelia aufzunehmen. Eine Suche, die sich für die beiden bald als schwieriger als gedacht erweist, sind doch eine tote Pornodarstellerin und eine Verschwörung bis in höchste Wirtschaftskreise nur zwei von vielen Komplikationen in diesem Fall.

Shane Black, Regisseur und Ko-Autor von The Nice Guys, hat im Subgenre des Buddy-Cop-Movies fundierte Kenntnisse, verfasste er doch die Drehbücher zu den beiden ersten Lethal-Weapon-Filmen sowie zu The Last Boy Scout. Wie die Protagonisten dieser Filme geht auch das Duo March und Healey mit der bekannten Ihr-könnt-mich-alle-mal-Attitüde ans Werk, wodurch auch der narrative Modus von The Nice Guys, der routiniert zwischen grimmigen Humor und geradliniger Action changiert, weitgehend determiniert ist. Den Hintergrund für dieses Szenario bildet das Los Angeles von 1977, insbesondere die Halbwelt der Pornoindustrie jener Tage, durch das sich die zwei ungleichen Protagonisten in bewährter Manier schießend und prügelnd durchschlagen, alles unterlegt mit möglichst coolen One-linern und sarkastischen Dialogen.
Blacks Inszenierung versteht es, das Erzähltempo hochzuhalten, Spannungsbögen aufzubauen und eine Chemie zwischen den Charakteren zu entwickeln, wobei vor allem Crowe seine Rolle als ein wenig abgehalfterter Schläger mit einer erfrischenden Portion Selbstironie – inklusive ergrautem Bart und nicht camoufliertem Bierbauch – anzulegen versteht. Die ausklingenden siebziger Jahre samt knallbunten Outfits und leichtlebigenmHedonismus bilden ein durchaus ein stimmiges Ambiente mit Nostalgiefaktor, ohne jedoch eine tiefergehende Ebene zu entwickeln, wie dies etwa Paul Thomas Anderson in Boogie Nights so meisterhaft vorexerziert hat. The Nice Guys  bleibt mit seinem Zug Richtung Mainstream schlussendlich grundsolides, respektabel unterhaltendes Genrekino – nicht mehr, aber auch nicht weniger.