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Transylvania

| Günter Pscheider |

Bei der Suche nach ihrer großen Liebe lernt eine junge Frau Menschen und Kultur Transsilvaniens kennen.

Die Werke des Musikers und Regisseurs Tony Gatlif sind berechenbare Angelegenheiten, die Hauptzutaten bleiben immer gleich: Herzzerreißende Roma-Musik, eine Amour Fou und eine Reise zu den Wurzeln der Roma-Kultur bilden stets das Rückgrat der ohnehin nicht sehr wichtigen Handlung. Es geht Gatlif eindeutig mehr um die Atmosphäre in seinen Filmen, vor allem darum, den magischen Moment einzufangen, wenn die Existenz des Menschen auf dem Spiel steht. Vor allem die Liebe, die Schuld oder auch die Gewalt lassen seine Protagonisten durch eine feindliche und sie doch zugleich zärtlich umfangende Landschaft stolpern, die ihr Seelenleben in seiner Trostlosigkeit und Schönheit widerspiegelt. Diese emotionale Tour de Force reißt einen mit, wenn die Charaktere glaubwürdig sind, wie in Gadjo Dilo, oder ihre Wirkung verpufft nach dem ersten Staunen, wie im überstilisierten Vengo oder im allzu elegischen Exils.

In seinem neuen Film wendet er sich wieder einmal dem Balkan zu, genauer gesagt einem matschigen, verschneiten aber immer Licht durchfluteten Transsilvanien. Die schwangere Italo-Pariserin Zingarina (gespielt ist das falsche Wort, mehr durchlitten von einer perfekt besetzten Asia Argento) sucht mit einer Freundin und einer Dolmetscherin ihren verschwundenen Geliebten, einen Roma-Musiker. Als sie ihn findet, weist er sie brutal zurück, und in einer wunderbar montierten langen Sequenz gibt sie sich ganz ihrem Schmerz hin, inmitten eines endlos scheinenden Marsches verschiedenster Musikkapellen. Als sie beinahe von ihren inneren Dämonen zu Tode gequält wird, rettet sie die Beharrlichkeit eines fahrenden Antiquitätenhändlers. Von nun an sind beide damit beschäftigt, ihre jeweiligen Ängste auszutreiben, sei es durch den guten alten Exorzismus oder eher unkonventionell, indem man sich zu den Liedern extra gemieteter Musiker Bierflaschen am verhüllten Haupt zerschmettert. Am Ende dieser schönen Szene gehen die alten Musikanten einfach davon, weil die Musik für sie auch in ihrem Schmerz immer etwas Lebensbejahendes ist und nicht zur (Selbst-) Zerstörung dienen soll.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich erstaunlich zaghaft, bleibt aber unglaubwürdig. Die Inszenierung verliert sich zusehends in den großartig fotografierten Landschaften, auch weil die vielen skurrilen Begebenheiten durchaus ihre Qualitäten haben, aber insgesamt eher wirken wie ein atmosphärisch dichtes, überlanges Musikvideo.