In der Nähe von Wien wird gerade „The Lazarus Protocol“, ein ungewöhnlicher US-Film mit Starbesetzung, gedreht.
Altmeister Peter Fonda und die aufstrebenden Talente Travis Frimmel (The Experiment) und Michael Desante (The Hurt Locker) sind in diesem Verschwörungs-Kammerspiel unter der Regie von Drehbuchautor Paul Finelli die Protagonisten. Der genaue Inhalt wird noch geheim gehalten, es geht auf jeden Fall um einen Navy-Seal und Experten für verdeckte Operationen, der seinen Tod vortäuscht, um auf eigene Faust den Terroristen zu fassen, den er für die 9/11-Anschläge, bei denen auch sein Vater ums Leben kam, verantwortlich macht. Als er den Gesuchten schließlich in Wien findet, gefangen nimmt und in einem aufgelassenen unterirdischen Bahnhof verhört, kommen Dinge über die wahren Hintermänner der Anschläge und Al Kaida ans Tageslicht, die er nicht für möglich gehalten hätte. Die Handlung konzentriert sich auf das spannungsgeladene, psychologische Duell zwischen den Antagonisten in ihrem Versteck. Aber die Welt der Medien bricht immer wieder in Gestalt der authentischen Bilder der Aufarbeitung von 9/11, die sich in das kollektive Weltgedächtnis eingebrannt haben, in diese hermetische Unterwelt ein. Diese Kombination der offiziellen Sicht mit den Enthüllungen des Terroristen lassen den Ermittler und die Zuschauer immer mehr am Wahrheitsgehalt der angeblichen Hintergründe der Taten zweifeln. Von der Sprengung der Türme durch die US-Regierung angefangen kursieren die wildesten Verschwörungstheorien im Internet
Man darf gespannt sein, wie dieses interessante Projekt die Balance zwischen Wahrscheinlichkeit und Absurdität hält und ob es dem engagierten österreichischen Produzenten Walter Köhler gelingt, seine Red Bull Media-Tochterfirma Terra Mater mit diesem Film auf dem internationalen Markt zu positionieren. Regisseur Paul Finelli versichert jedenfalls beim Pressegespräch in Wien, er habe das Drehbuch etlichen befreundeten Hollywood-Produzenten angeboten, die es zwar ob seiner Qualität lobten, aber das Thema für zu brisant hielten, um den Film in den USA zu realisieren. Terra Mater ist mit seiner „Universum“-Stammmannschaft dem Dokumentarischen verpflichtet, sucht aber gerade solche Spielfilmprojekte, die mit einem realistischen Hintergrund arbeiten, auf Fakten beruhen oder diese auch in Frage stellen. Walter Köhler hat das Drehbuch nach den ersten Seiten nicht mehr aus der Hand gelegt, Peter Fonda, der ebenfalls als Produzent fungiert, dürfte es ähnlich ergangen sein, sonst hätte sich der Veteran des unabhängigen Films nicht so sehr für das Lazarus Projekt engagiert. Ob wir in diesem Film die Wahrheit über die Anschläge von 9/11 erfahren oder nicht, muss sowieso offen bleiben. Das Ziel von Paul Finelli, der wohl nicht zufällig einige Philip K. Dick-Romane zu Drehbüchern verarbeitete, ist es vielmehr, mit Hilfe von exzellenten Schauspielern eine spannende Geschichte zu erzählen und die Zuschauer wie etwa in den Klassikern The Manchurian Candidate oder The Parallax View nicht nur zu unterhalten, sondern auch dazu zu bringen, die Konsensmaschine der heutigen Medienwelt zu hinterfragen.