Einer flog über das Kuckucksnest.
Joachim Meyerhoff, Jahrgang 1967, ist ein Multitalent: Als Bühnenschauspieler sorgte er an Häusern wie dem Schauspielhaus Hamburg, dem Burgtheater oder der Schaubühne Berlin für Begeisterung bei Publikum und Kritik; darüber hinaus konnte der Deutsche auch als Regisseur und Autor Erfolge verbuchen. Meyerhoffs autobiografisches Programm „Alle Toten fliegen hoch“, das von seiner Kindheit erzählt, lockte zahlreiche Besucher ins Burgtheater. Die aus dem Projekt hervorgehenden Romane umfassen mittlerweile fünf Bände und wurden zu Beststellern. Der Film Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war basiert auf Band zwei des Zyklus und schildert eine alles andere als gewöhnliche Jugend: Meyerhoff wuchs als Sohn des Direktors der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig-Hesterberg auf. Die Familie wohnte in einer Villa auf dem Anstaltsgelände und war somit in direktem Kontakt mit Hunderten Patienten.
Dem jungen Joachim in Buch und Film gefällt der Umgang mit den schillernden, teils schwierigen, oft liebenswerten Persönlichkeiten durchaus, doch verläuft die Adoleszenz nicht ungetrübt: Die Eltern entfremden sich zunehmend (der Vater geht Affären ein, die Mutter träumt von einem Leben in Italien), die beiden Brüder hänseln den Spätentwickler (was zu Schreianfällen führt) und die erste Liebe ist ein Mädchen mit Selbstmordabsichten.
Es ist eine Geschichte vom ganz normalen Wahnsinn, die sich zwischen Humor, Sehnsucht und Tragik bewegt; ob sich jede Episode tatsächlich zugetragen hat, ist eher sekundär. Eine große Rolle spielt das Thema Verlust, was dazu führt, dass die Tonlage sich stetig vom Humor entfernt. Die verschiedenen Elemente und Zeitabschnitte unter einen Hut zu bringen, fällt Regisseurin Sonja Heiss (die Freud und Leid der Adoleszenz stärker gewichtet als Fragen nach Normalität und Normen) nicht immer leicht: So wird Joachim in chronologischer Reihenfolge von drei Schauspielern verkörpert, was den Zugang zur Figur erschwert. Die Musik springt manchmal überdeutlich dort ein, wo ruhigere Charaktermomente mehr erzählt hätten – gerade am Anfang wäre ein langsames Herantasten an die Figuren vielleicht sinnvoller gewesen. Der Alltag in der Psychiatrie hat rührende bis komische Momente – dass man den Vater nicht öfter bei seiner Arbeit zu sehen bekommt, ist allerdings schade, der Kontrast zwischen scheiterndem Familienoberhaupt und professionellem Psychiater hätte seinen Reiz gehabt. Zudem erhalten manche Figuren nicht ausreichend Raum, um sich zu entfalten (u. a. die Brüder). So erscheint die Familie weder spezifisch, noch sinnbildlich genug. Dass der Film dennoch seine starken, berührenden Momente hat, liegt auch an Devid Striesows Verkörperung des Vaters.