80-PLUS

Filmstart

80 Plus

| Dieter Oßwald |
Zwei ungleiche Freundinnen begeben sich auf eine letzte Reise.

Der Tod steht ihm gut, dem Kino. Das hat Sterben eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wenn das vermeintliche Tabu-Thema bei aller Nachdenklichkeit nun mit leichtfüßigem Humor daherkommt, ist der Grundstein für eine publikumswirksame Komödie gelegt. Mit Sirenengeheul wird ein Auto durch die Innenstadt von Zürich verfolgt. Als aus dem Fahrzeug zwei reizende Seniorinnen steigen, staunt die Staatsmacht nicht schlecht. 

Das Publikum dürfte gleichfalls verblüfft sein von dieser Ouvertüre zu einem Film über den Tod – und das Leben. Genauer gesagt geht es um den selbstbestimmten Tod, den Helene (Christine Ostermayer), eine einst gefeierte Theaterdiva, sich wünscht. Mit weit über 80 und der Diagnose Krebs will sie sich alles weitere Leid ersparen. In der Schweiz hat Helene bereits einen Termin in einer Sterbeklinik organisiert. Nur mit der Anreise gibt es Probleme, schließlich hat Madame keinen Führerschein. Der Neffe verweigert jede Hilfe als Chauffeur für die letzte Reise, als konservativer Politiker muss er schließlich auf seine Karriere achten. Dafür bringt das Schicksal unerwartet Toni (Margarethe Tiesel) ins Spiel. Die Frührentnerin muss sich nach einem Sturz vorübergehend in der Seniorenresidenz erholen. Die anfängliche Abneigung der ungleichen Zimmernachbarn weicht bald einer ziemlich besten Freundschaft. Also sitzt das gegensätzliche Damen-Duo im Oldtimer und fährt gen Schweiz – dass Toni gleichfalls die Fahrerlaubnis fehlt, bleibt ihr kleines Geheimnis. Zunächst jedenfalls. Wie es sich für ein Roadmovie gehört, wird der Weg zum Ziel, auf dem sich die höchst unterschiedlichen Reisenden zunehmend näher kommen. Die kurzweilige Dramaturgie gelingt nicht zuletzt wegen der beiden Hauptfiguren, die bei all ihrer amüsanten Schrulligkeit immer psychologisch plausibel bleiben und deren Liebenswürdigkeit für hohe Empathie-Werte sorgt. Mit erstaunlicher Leichtigkeit geht es durchaus ans Eingemachte, an Themen von existenzieller Bedeutung: Alter, Würde, Sterbehilfe, Freitod.

Dem vielfach preisgekrönten Schauspiel-Duo Christine Ostermayer und Margarethe Tiesel ist die Freude an diesem Stoff und ihren Figuren sichtlich anzumerken. Mit souveräner Gelassenheit spielt man sich die Pointen-Bälle zu. Auch wenn es melodramatisch wird, stimmt jede Tonalität bei diesen großartigen Actricen. Wenn die coolen Ladies auf dem Weg in die Schweizer Sterbeklinik von einer Polizei-Armada verfolgt werden, liegt bisweilen gar ein würdiger Hauch von Ridley Scotts Thelma & Louise in der Luft.