Robin Wright verirrt sich mit ihrem Regiedebüt in der Wildnis.
Die unberührte Natur als Rückzugsort, wo zivilisationsgeschädigte Menschen wieder zu sich selbst finden können, ist mittlerweile ein vermehrt wiederkehrendes Motiv in der Populärkultur. Auch Edee (Robin Wright), Protagonistin von Land, zieht es nach einem gravierenden Bruch in ihrem Leben – Ehemann und Sohn sind unter tragischen Umständen ums Leben gekommen – in die Berge Wyomings. Dass der Umzug aus dem bisherigen urbanen Umfeld in die raue Wildnis nicht bloß Therapie ist, sondern auch das Potenzial zu Selbstzerstörung in sich trägt, wird rasch deutlich als Edee die abgelegene Blockhütte bezieht: Sie besteht darauf, dass ihr Wagen abgeholt wird um wirklich alle Verbindungen zur Zivilisation zu kappen. Das geht erwartungsgemäß nicht gut aus, bald schon kämpft Edee mit allen Widernissen der Wildnis. Doch bevor das alles übel ausgeht, kommt ein lokaler Jägersmann namens Miguel (Demián Bichir) des Weges, der sich als Retter in der Not erweist. Zuerst gibt sich Edee verstockt und reichlich abweisend, doch nach und nach entsteht – welche Überraschung – eine Verbindung zu Miguel.
Robin Wright, seit Jahren eine der herausragenden Charakterdarstellerinnen des US-amerikanischen Films, hat sich für ihr Regiedebüt eine Geschichte ausgesucht, die nicht gerade vor Originalität sprüht. Das wäre grundsätzlich nicht das Problem, doch das Ganze als eine Aneinanderreihung abgeschmackter Klischees in Szene zu setzen, sehr wohl. In Sean Penns wunderbarem, auf wahren Begebenheiten beruhendem Into the Wild erweist sich die Biographie eines jungen Aussteigers als kluge, vielschichtige Abhandlung über das ambivalente Verhältnis von Mensch und Natur zwischen ehrlichem Respekt und naiver Verklärung – bis hin zur durch menschliche Hybris ausgelösten Tragödie von epischem Ausmaß. In Land mutiert die Naturerfahrung bald schon von der präsumtiven Tragödie zur Farce: Da zieht gleich einmal ein Wolfsrudel dekorativ an der einsamen Blockhütte vorbei, als ein mächtiger Bär dann auch noch Edees morgendlichen Gang aufs Außenklo stört, soll man man wohl endgültig wissen, wie unbarmherzig die Natur doch sein kann.
Der unbestritten großartigen Schauspielerin Robin Wright wird von der Regisseurin Wright keine Möglichkeit geboten, ihre Figur abseits schablonenhaften Verhaltens zu entwickeln, auch Demián Bichir wird von Regie und Drehbuch gezwungen, seinen Charakter bloß als postmoderne Variante des „Noble Savage“ zu präsentieren. Angesichts einiger Wendungen des Plots, die ob ihrer kitschigen Unglaubwürdigkeit sogar Rosamunde Pilcher die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte, bleibt nur zu konstatieren, dass Robin Wrights erste Regiearbeit – leider – ein gründlicher Reinfall geworden ist.