Gelungene Action von Mel Gibson
Die Freude über sein Regie-Comeback ist Mel Gibson kurz vor Filmstart vergällt worden. Ausgerechnet während er bei Joe Rogans Podcast zu Gast war und Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom wegen seines Umgangs mit den Waldbränden in Los Angeles kritisierte, erfuhr er, dass auch sein Haus in Malibu den Flammen zum Opfer gefallen war. Nach der guten Nachricht, dass seine Frau und seine Haustiere die Katastrophe überlebt hätten, zog er den reichlich geschmacklosen Vergleich, dass sein 14 Millionen US-Dollar teures Anwesen wohl nun wie „Dresden im Zweiten Weltkrieg“ aussehen würde. Kontroverse und teilweise höchst krude Ansichten vertritt der 69-jährige Hollywood-Star seit jeher. Dies kommt in seinen Regie-Arbeiten noch mehr zum Ausdruck, als wenn er nur als Schauspieler agiert.
Im Blut baden seine Inszenierungen fast alle gern: Nach The Man Without a Face (1993), einem Psychodrama um falsche Anschuldigungen, dem mit mehreren Oscars ausgezeichneten Historienepos um den schottischen Volkshelden William Wallace Braveheart (1995) und The Passion of the Christ (2004), der Gibson den Vorwurf des Antisemitismus und unreflektierter, extremer Gewaltdarstellung einbrachte. Es folgten der formal brillante, jedoch ebenfalls immens brutale Apocalypto, den das Magazin „The New Yorker“ ein „pathologisches Kunstwerk“ nannte sowie der pazifistische Kriegsfilm Hacksaw Ridge. Anno 2025 unterläuft Gibson mit einem klaustrophobischen Kammerspiel alle Erwartungen: Flight Risk nimmt sich trotz der Spannung selbst nicht zu ernst, was auch am kontrapunktisch eingesetzten 1980er-New-Wave-Soundtrack liegt.
US-Marshal Madolyn Harris (Michelle Dockery) begleitet den in Ketten gelegten Buchhalter Winston (Topher Grace), einen Zeugen der Regierung, zu einem Prozess, in der er gegen die Mafia aussagen soll, mit der er zuvor noch Geschäfte abgewickelt hat. Beim Flug in einer klapprigen Cesna über die Wildnis Alaskas stellt sich schnell heraus, dass Pilot Daryl (Mark Wahlberg) ein Auftragsmörder ist, der sich anschickt, den Informanten und die Agentin zu eliminieren. Die drei Hauptdarsteller präsentieren sich in Hochform. Vor allem Wahlberg blüht in der Rolle als sadistischer Psychopath förmlich auf und hat dabei jede Menge markiger Sprüche auf Lager. Mel Gibson hat die Mischung aus Action und Thriller samt etwas sarkastischen Humor mit leichter Hand in Szene gesetzt.