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Filmkritik

Escape Room

| Jörg Schiffauer |
Ein Freizeitspaß wird zu einem gefährlichen Hindernisrennen.

Das Spiel, in dem man sich in einen Raum einschließen lässt und eine Anzahl höchst diffiziler Rätsel lösen muss, um wieder herauszukommen, erfreut sich steigender Beliebtheit und hat sich zu einem höchst populären Zeitvertreib entwickelt. Es ist also nicht schwer, das Interesse von sechs Leuten zu wecken, die allesamt eine etwas mysteriös wirkende Einladung erhalten, sich an einer solchen titelgebenden Örtlichkeit einzufinden und an einem solchen besagten Spielchen teilzunehmen. Allfällige Zweifel werden allein schon dadurch beseitigt, dass bei erfolgreicher Bewältigung ein Gewinn in der Höhe von 10.000 Dollar winkt. Und so finden sich die sechs Protagonisten, die auf den ersten Blick bunt zusammen gewürfelt erscheinen, in einem Gebäudekomplex wieder, das die Spielstätte beherbergt. Kaum haben sich die vier Männer und zwei Frauen, die sich zuvor nie begegnet sind, ein wenig miteinander vertraut gemacht, müssen sie feststellen, dass die Tür des vermeintlichen Empfangsraums fest verriegelt ist und man sich bereits inmitten des ominösen Spiels befinden. Das erscheint zunächst als höchst kreativ konzipierte Angelegenheit inklusive physisch intensiver Erlebnisse, doch schon bald kristallisiert sich heraus, dass die Gruppe in eine perfide Falle geraten ist. Denn das Nichtlösen der Aufgaben hat tödliche Konsequenzen, die einzige Möglichkeit zu entkommen, besteht darin, sich von einem Spielraum in den nächsten vorzukämpfen. Im Verlauf des mörderischen Hindernislaufs dämmert es den Protagonisten, dass sie doch nicht ganz zufällig ausgewählt wurden.

Escape Room ist eine solide Genrearbeit, die routiniert den Horrorkanon durchzudeklinieren versteht. Was die Settings mit den vor Fallen starrenden Räumen angeht, denen man nur durch ausgeprägte Kombinationsgabe entgeht, kann man der Inszenierung Originalität und Kreativität durchaus zubilligen. Bei der Zeichnung der Charaktere ist das schon weit weniger der Fall, da bedienen sich Regisseur Adam Robitel und seine Drehbuchautoren oft strapazierter Stereotypen wie dem nerdigen Experten, dem ebenso smarten wie rücksichtslosen Manager, der angeschlagenen Ex-Soldatin oder der genialen Studentin mit Sozialphobie. Entlang der mörderischen Schnitzeljagd wird die Spannung über weite Strecken hochgehalten, doch im Verlauf des höchst gefährlichen Spiels stellt sich angesichts des einfallsreich gestalteten Abmurksens der Protagonisten zusehends ein Déjà-vu ein. Hat in Sachen kreativer Tötungsmethoden ein gewisser Jigsaw nicht bereits alles ausgereizt?